Wer sorgt eigentlich für die Sicherheit auf dem Jakobsweg?

Zwei deutsche Polizistinnen mit spanischen Kollegen im Einsatz auf dem Jakobsweg.

Bei mir zu Gast sind heute zwei Polizistinnen die sich inzwischen sehr gut auf dem Jakobsweg in Galizien auskennen und zwar besonders dann, wenn es um Hilfe und Sicherheit auf dem Jakobsweg geht.

Sie sind beide als deutsche Polizistinnen mit spanischen Kollegen der Guardia Civil in Santiago de Compostela im Einsatz gewesen.

Wie es dazu kam, wie der Alltag von Polizisten in Santiago aussieht und wie Pilger aus Deutschland darauf reagiert haben, das erfährst du in diesem Beitrag und im Interview.

Vorab die häufigsten Fragen zum Thema Sicherheit auf dem Jakobsweg:

Jakobsweg alleine gehen oder in der Gruppe?

Sowohl als auch. Den Jakobsweg alleine zu pilgern gibt einem die Möglichkeit sich selbst besser kennenzulernen. Dies gilt sowohl für Frau als auch für Männer gleichermaßen.

Viele Pilgerinnen und Pilger genießen es, alleine auf dem Jakobsweg zu sein. Dennoch ist man, wenn man sich unsicher fühlt, nie wirklich alleine. Wenn man in der Gruppe mit anderen Pilgern laufen möchte, gibt es Abends in der Herberge immer eine Möglichkeit sich für den nächsten Tag anderen pilgern anzuschließen.

Je nach persönlicher Stimmung kann das im Laufe des Weges durchaus unterschiedlich sein. Wichtig bleibt nur, so zu pilgern wie es einem persönlich gut tut.
Ohnehin trifft man unterwegs oft immer wieder die gleichen Menschen im Laufe des Tages. Manchmal startet man gleichzeitig mit einigen Pilgern und trifft diese in den großen Städten oft wieder, obwohl man sich mehrere Tagelang garnicht gesehen hat.

Sollte man den Jakobsweg alleine gehen?

Viele ehemalige Pilger empfehlen, dass man den Jakobsweg alleine gehen sollte, weil man sich selbst besser kennenlernen kann. Für einen Selbstfindungsprozess kann dies tatsächlich besser sein. Es kommt aber auch auf die eigene Persönlichkeit an.

Für manche Menschen ist es sogar besser, in einer Gruppe zu laufen. Gerade durch Gespräche mit anderen Menschen können ebenfalls hilfreiche neue Sichtweisen entstehen.

Kann man als Frau alleine den Jakobsweg gehen?

Als Frau kann man den Jakobsweg auch alleine gehen. Manche Frauen sind manchmal zu Beginn unsicher, ob sie den Camino alleine gehen sollen und fragen sich, ob der Weg nicht zu einsam ist. Dann empfehle ich gerne den Camino Frances, der ein sehr gute Infrastruktur hat. Dort gibt es täglich die Möglichkeit, sich anderen Pilgern anzuschließen.

Berichte von Pilgerinnen die als Frau alleine auf dem Jakobsweg waren

Interview: Wie auf dem Jakobsweg für Sicherheit gesorgt wird

Das Interview mit Tais Zamponi und Isabelle Adrian wurde 2021 aufgezeichnet und bewusst jetzt zum Beginn der neuen Pilgersaison veröffentlicht. Beide waren im Sommer 2021 in Santiago als deutsche Polizistinnen im Einsatz. Es soll anderen Pilgerinnen und Pilgern beim Thema Sicherheit auch Mut machen, ihren eigenen Jakobsweg zu gehen.


Liebe Tais und liebe Isabelle, herzlichen Dank dass ihr da seid und auch zum Thema Sicherheit auf dem Jakobsweg berichten könnt. Ihr seid in deutscher Polizeiuniform in Santiago gewesen. Wie haben vor allen Dingen deutsche Pilger darauf reagiert?


Ja, ich glaube, so im ersten Moment erkennen die deutschen Pilger uns vielleicht gar nicht so direkt als die deutsche Polizei, weil man dann natürlich auch mit anderen Kollegen steht und dann geht man einfach nur vorbei und man grüßt sich.

Aber einige haben dann doch zweimal hingeschaut und haben uns dann auch erkannt und dann wurden wir auch angesprochen und die Pilger waren auch total froh und haben sich gefreut, dass wir da waren.


Auf Streife rund um Santiago de Compostela

Jakobsweg Polizeistreife

Liebe Isabelle, was machen zwei deutsche Polizistinnen in deutscher Uniform auf dem Jakobsweg?


Wir waren der spanischen Guardia Civil angegliedert. Das ist die spanische militärische Polizei. Und in diesem Einsatz waren wir noch mit anderen Ländern vertreten, zum Beispiel Portugal, England, Frankreich, aber noch Italien und wir.

Die Spanischen Kollegen haben dann geschaut, dass wir gemischte Streifen Teams machen. Das heißt, ein Spanier war immer so der Führer, der uns mitgenommen hat. Und dann wurde immer geguckt, dass die Sprachen gut verteilt sind auf den Streifenwagen.

Wir sind rund um Santiago de Compostela Streife gefahren, durch die Wälder, über den Jakobsweg, an den Herbergen vorbei oder an den Cafes, wo die Pilger vorbeikommen. Primär war natürlich, dass wir Präsenz zeigen, sagen, wir sind da, dass man ins Gespräch kommt.

Aber es gab auch einen expliziten Streifenwagen, der für Anzeigen Aufnahmen zuständig war. Also wenn irgendwas passiert ist, hatte der das Equipment, dass wir dann die Anzeige direkt vor Ort aufnehmen konnten, egal aus welchem Land der Pilger kommt.

Dabei wurde darauf geachtet, welche Sprache der Pilger spricht und derjenige Polizist wird dann dazu gezogen, dass man dann auf Spanisch dann wieder übersetzen konnte.

Deutsche Polizisten auf dem Jakobsweg


Liebe Tais, was mich interessieren würde: Wie kam es eigentlich, dass ihr als deutsche Polizistinnen in Spanien Dienst tun konntet? Wie wurde das Ganze im Vorfeld organisiert? Ist das normal, dass Polizisten in Spanien aus anderen Ländern aushelfen?


Ja, es gab eine Ausschreibung vom Innenministerium und darauf konnte man sich dann bewerben. Man konnte dann auch drei Standorte angeben, wo man gerne seinen Dienst versehen möchte. Und wir beide hatten uns dann eben für den Jakobsweg entschieden.

Wir kannten uns auch vorher nicht. Und dann irgendwann kam die Zusage vom Innenministerium. Und dann gab es noch einen Anruf aus Spanien, von der spanischen Botschaft. Und da wurden dann eben die Spanisch Kenntnisse überprüft und ja, da hat man die Zusage bekommen und dann ging es los.

So als Hintergrund könnte man auch sagen, dass jährlich mit Frankreich und Spanien Kooperationen stattfinden mit der deutschen Polizei. Deutsche Polizisten sind dann zum Beispiel auch auf Mallorca, Ibiza und Teneriffa in den Wintermonaten, weil da so viele Deutsche sind.

Dieses Jahr war ausnahmsweise der Jakobsweg mit im Programm, was sehr selten ist, weil ja das Heilige Jahr des Jakobus ist und deswegen mehr Polizisten angefordert werden. Unter anderem halt relativ viele Deutsche an verschiedenen Standorten am Jakobsweg.

Ist der Jakobsweg alleine gefährlich als Frau?

Ich habe in einer Statistik aus dem Jahr 2018 gelesen, das 327.000 Pilger in Santiago angekommen sind und in Galizien es weniger als 150 Vorfälle im Zusammenhang mit dem Jakobsweg gab, die bei der Polizei angezeigt wurden. Deswegen die Frage an dich, Isabelle: Wie gefährlich ist der Jakobsweg oder wie gefährlich ist der Jakobsweg für Frauen?


Generell ist es aufgefallen, dass relativ viele Frauen gepilgert sind und viele Frauen Alleine. Es ist natürlich immer die Frage Wer macht das?

Wie sicher ist es, dass sich Frauen das trauen?

Ich hatte jetzt das Gefühl, dass es sehr sicher ist. Also wir waren gut vertreten in der Polizei. Wir waren jetzt nicht nur an der Kathedrale selbst, sondern sind den ganzen Tag Streife gefahren im Früh und Spätdienst. Wir waren knapp drei Wochen da und wir haben ganz wenige Strafanzeigen aufgenommen.

Also jetzt nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch und Italienisch. Also für die Masse an Pilgern und die Zeit, die wir da waren sehr sehr wenig Anzeigen. Und generell haben wir recht gutes Feedback bekommen und deswegen denke ich, dass die Kriminalität relativ gering ist.

Jakobsweg Kriminalität: Wie gefährlich ist der Jakobsweg?


Was macht die spanische Polizei generell für die Prävention oder für für das Sicherheitsgefühl? Gibt es da bestimmte bestimmte Dinge, die von der Polizei durchgeführt werden?


Ja, die Polizei fährt den Jakobsweg mit dem Streifenwagen ab. Ich habe gefühlt jeden Weg, also auch, wo vielleicht mal nicht so viele Pilger unterwegs waren, kennengelernt.

Ich muss auch sagen, dass wir mit Kollegen unterwegs waren oder Dienst versehen haben, die da auch sehr engagiert waren und auch sehr viel Wert darauf gelegt haben, dass man die Wege wirklich gründlich abfährt und auch Kontakt zu den Leuten aufnimmt.

Dann gibt es auch Kollegen die mit dem Roller entlang fahren, um eben die Wege besser abfahren zu können.

Jakobsweg Polizei

Kleinere Straftaten lassen sich vermeiden


Liebe Teis, was sind denn so die häufigsten Missgeschicke, die ein Pilger oder einer Pilgerin in Bezug auf die Sicherheit passieren können?


Zum Beispiel, dass man im Cafe sitzt mit anderen Pilgern und das Portemonnaie auf dem Tisch liegt und man sich dann umdreht und der Geldbeutel dann weg ist.

Oder die Tasche, weil man einfach voller Euphorie dann mit anderen Leuten zusammenkommt und sich natürlich auch austauscht. Das könnte ich mir jetzt vorstellen. Ansonsten muss ich wirklich sagen, dass ich da jetzt nicht so viel Kontakt hatte zu Leuten, die eine Anzeige erstatten wollten.

Also, das meiste sind eigentlich die Stellen, die dann angezeigt werden, ob jetzt irgendwelche Wertgegenstände oder irgendwelche Utensilien fehlen in Herbergen zum Beispiel, dass da mal was geklaut wird. Aber wirklich sehr, sehr, sehr selten.

Wie kann man sich auf dem Jakobsweg vor Diebstählen schützen?


Wie kann man sich auf dem Jakobsweg dann schützen vor solchen, vor solchen Diebstählen? Also ist der alte Brust Beutel noch aktuell, dass man den Geldbeutel um den Hals trägt oder unter der Gürtelschnalle versteckt oder ein Rucksack mit der Fahrradkette nachts ans Bett bindet. Habt ihr da etwas mitbekommen?


Also während des Pilgerns ist es gar nicht so das Problem, weil man seine Sachen im Rucksack direkt bei sich trägt. Also ich habe jetzt gar nicht mitbekommen, dass aus den Utensilien während des Wanderns geklaut wurde.

Tatsächlich, wenn man die Sachen ablegt, im Kaffee oder Herberge, dass dann da irgendwie was vom Tisch geklaut wird oder der Nachbar mal was klaut oder so was. Aber während des Pilgers haben wir keine Erfahrungswerte.

Wie bereitet man sich als Polizistin auf einen Einsatz in Spanien vor?


Wie habt ihr euch denn generell auf den Einsatz in Spanien vorbereitet? Gibt es da eine lange Vorbereitungszeit?


Also generell ist es so, man versucht sich nicht selber zu blamieren. :-)

Sprachkenntnisse hatten wir so oder so, deswegen mussten wir uns da nicht gut vorbereiten. Wobei ich ehrlich gesagt noch mal so ein paar Vokabeln rausgesucht habe. Pilger spezifisches Vokabular.

Und dann war es zum Beispiel im Innenministerium wichtig, dass man innerhalb der Polizei richtig mit dem Gegenüber kommuniziert. Das heißt, dass man weiß, welche Dienstgrade die Spanier haben. Also da schon spezieller.

So war die Vorbereitung sowohl dienstlich, als auch etwas über die Pilgerschaft zu lernen. Ich habe natürlich gelesen, was das heilige Jakobus ist. Ich war da zunächst nicht so ganz bewandert. Sonst war eigentlich, glaube ich, keine große Vorbereitung nötig.

War euer Einsatz für euch Urlaub oder Arbeit?


Spanien und auch Santiago ist ja auch ein tolles Urlaubsland, oder? Galizien ist ein tolles Urlaubs Gebiet, schöne Urlaubsregion. War euer Einsatz für euch Urlaub oder war es Arbeit wie in Krefeld?


Also ich arbeite ja in Krefeld und Isabelle in Köln. Ich glaube, das ist ein gewaltiger Unterschied. Die Arbeit auf dem Jakobsweg ist nicht zu vergleichen mit der Arbeit, die wir in Deutschland versehen. In Deutschland nimmt man wirklich die ganze Bandbreite an Straftaten auf. Und man hat auch mit Leuten zu tun, die vielleicht sich jetzt nicht unbedingt auf dem Weg nach Santiago machen.

Das Arbeiten auf dem Jakobsweg war wirklich sehr, sehr angenehm, weil ja da auch sehr nette Leute unterwegs sind. Und ja, das kann man einfach gar nicht vergleichen, weil das ja viel mit Präsenz zu tun hat.

Die Pilger, die möchten ja erst mal primär nichts von uns. Die Leute sind sehr dankbar, dass wir da sind. Und je nachdem, wo man in Deutschland arbeitet, gibt es das halt nicht.

Wenn man in Deutschland zu irgendwelchen Straftaten oder zur Körperverletzung oder so was kommt, dann ist man da oft der Buhmann. Und in Spanien wird man einfach gelobt und die Leute waren dankbar und total herzlich, dass wir da waren.

Das kann man jetzt mit der deutschen Arbeit erstens nicht vergleichen, ich habe es aber auch nicht als Urlaub gesehen.

Unsere Freizeit wurde um die Arbeit herum geplant, nicht anders. Und wir hatten uns auch bereit erklärt, an freien Tagen zu arbeiten, damit wir einfach noch mehr helfen können, mehr Impressionen haben.

Deswegen klar, wenn wir frei hatten, haben wir uns auch die Kathedrale angeguckt und sind bis an die Küste gefahren oder so was. Aber primär ging es um zu arbeiten und wir wollen Deutschland oder die deutsche Polizei verkörpern die ganze Zeit. Und ich glaube, das ist uns ganz gut gelungen und da war der Hauptaugenmerk auf jeden Fall drauf.

Jakobsweg Sicherheitsgefühl

Wie verläuft ein normaler Arbeitstag als Polizistin?


Wie verläuft so ein normaler Arbeitstag als Polizistin? Wie kann man sich das vorstellen?


Also es wurde in Früh und Spätdienst gearbeitet. Nachts wandern die Pilger in der Regel nicht. Die meisten Pilger sind morgens unterwegs, weil es dann noch nicht so warm ist. Und dann fängt man an, so gegen sieben, 8:00 Uhr.

Wir sind dann vom Hotel abgeholt worden zur Wache, haben unsere Waffe geholt und dann ging es los auf. Also es wurde besprochen, wer wie wo hinfährt, damit nicht drei Streifenwagen dann auf einem Platz sind. Es wurde darauf geachtet, dass wir gut verteilt sind.

Und dann sind wir die Wege auf und abgefahren. Zu den Herbergen, zu den Cafes.

Wir hatten dann teilweise so Banner, die wir aufgestellt haben, damit wir besser sichtbar sind als Ansprechpartner.

Wir haben Plakate verteilt.

Also es ist kein normaler Streifendienst in Spanien. Da ist extra für dieses Heilige Jahr eine Organisation für die Pilger gemacht worden. Da gibt es richtige Plakate, die haben wir an den Herbergen aufgehangen mit der Telefonnummer von der Guardia Civil, wenn was ist wo angerufen werden kann. Und das war so die Hauptaufgabe, die wir gemacht haben. Aber halt alles in früh- oder Spätschicht.


Morgens sind die meisten Pilger unterwegs und laufen alle relativ früh los. Das heißt, ihr wart fast die meiste Zeit dann auch direkt auf dem Jakobsweg unterwegs, oder wie kann man sich das vorstellen?


Ja, genau. Also wir waren eigentlich ausschließlich im Bereich des Jakobsweg unterwegs, also dadurch, dass die Kollegen sich da eben auskannten und auch viele von denen den Jakobsweg selber schon gemacht haben.


Dann sind wir die Wege abgefahren, da wo eben die meisten Pilger zu erwarten waren, und zwar in entgegengesetzter Richtung. Dann wurde angehalten, man hat sich mit den unterhalten und dann eben in den Cafes und in den Herbergen. Wir haben uns noch mal vorgestellt. Gefragt, was aktuell ist und woher die Pilger kommen. Erreichbarkeit wurde ausgetauscht. Also ja, das war eigentlich so unsere Hauptaufgabe.

Wie war die Zusammenarbeit mit den spanischen Kollegen?


Das ist natürlich auch sehr schön, wenn ihr von euren spanischen Kollegen so schnell in die Arbeit mit eingeführt werdet. Wie war denn für euch die Zusammenarbeit mit den spanischen Kollegen?


Wie eine Familie. Also es sind unheimlich viele Tränen geflossen zum Ende hin, weil wir uns eben verabschieden mussten. Und wir haben unheimlich liebevolle Menschen kennengelernt. Also wirklich aus allen Ländern, aus denen, die dort vertreten waren, von den Kollegen, die waren sehr, sehr herzlich.

Obwohl die Kollegen unsere Vorgesetzten waren, waren sie mit uns auf einer Wellenlänge. Und die haben uns auch angeboten, die Umgebung zu zeigen und wir konnten sie jederzeit anrufen.

Wir haben auch jetzt immer noch Kontakt zu denen. Die haben uns auch so liebevolles Feedback gegeben und so liebe Nachrichten geschrieben. Also es war wirklich wie so eine kleine Familie, die da innerhalb von kürzester Zeit zusammengefunden hat.

Ja, es war so vom ersten Tag an so. Und ja, dann war es halt nicht so, dass wir irgendwie als Deutsche dann unsere Freizeit alleine verbracht haben.

Es war eher so typisch spanisch: Wer hat Zeit? Alles klar. Dann gehen wir in der Gruppe irgendwie ins Schwimmbad oder in die Stadt oder gehen mal was essen oder so was. Aber immer alles zusammen.

Am Ende wurden Uniformen getauscht, Mützen getauscht, Abschiedsgeschenke und dann hier noch was und da noch was. Wir haben noch für alle Fotos entwickelt, so Gruppenbilder oder kleinere Situationen, wo wir Fotos gemacht haben und wurden zum Flughafen gebracht.

Die Kollegen haben geschaut, dass wir den Flug rechtzeitig bekommen, es keine Probleme gibt. Also von abholen am Flughafen bis wegbringen zum Flughafen.

Wie so eine kleine Familie.

Empfehlungen für Frauen auf dem Camino


Ihr habt vorhin gesagt, dass viele Frauen unterwegs waren, auch viele Frauen alleine den Jakobsweg gelaufen sind. Teils. Welche Empfehlungen hast du für Frauen auf dem Camino? Also welche speziellen Tipps kann man Frauen geben, die alleine pilgern?


Ich denke wahrscheinlich ist die Vorbereitung das A und O.

telefonische Erreichbarkeit

eine Bauchtasche.

Ich denke, das schadet auf jeden Fall nicht, dass man die Wertsachen immer schön bei sich hat. Ja, ansonsten haben wir auch noch von den spanischen Kollegen eine App kennengelernt, die wir so vorher auch nicht kannten und die es auch hier in Deutschland, glaube ich noch nicht gibt.

Also zumindest nicht in Nordrheinwestfalen.

Die App heißt „allertCop„. Und da kann man sich eben jederzeit an die spanischen Kollegen wenden, wenn man sich mal verirrt hat oder Opfer einer Straftat geworden ist. Da kann man das eben ganz einfach über diese App machen.

Und das ist auch so das, was die spanischen Kollegen einem empfehlen. Insbesondere auf dem Jakobsweg , dass man sich eben die App runterlädt und dann dadurch auch das Sicherheitsgefühl noch mal gestärkt wird.

Man weiß okay, ich habe hier eine App und wenn was ist, kann ich darüber Hilfe anfordern.

alertcop-app-deutsch

Ansonsten generell einfach keine Scheu haben, die Polizei anzusprechen. Nicht nur wir oder selbst die Guardia Civil, die sind wirklich sehr, sehr hilfsbereit und die helfen auch, wo sie können. Da muss man absolut keine Scheu haben und denken Oh Gott, da steht die Polizei. Also die sind wirklich sehr hilfsbereit, stehen einem mit Rat und Tat zur Seite und helfen so gut die können.


Die die App, die du gerade erwähnt hast, das hört sich ja spannend an, wie funktioniert die App? Gibt es die dann auch in unterschiedlichen Sprachen?


Man kann eine Sprache auswählen. Also ich hatte die mir jetzt in Deutschland runtergeladen und dann eben in Spanien, also am Jakobsweg. Das sind so unterschiedliche Kacheln. Und dann steht da zum Beispiel Körperverletzung oder verirrt, vermisst und dann auch die Daten vom Jakobsweg.

Man kann Fotos oder Videos senden, wo man sich gerade befindet, wenn man sich verirrt hat, Wenn man jetzt Opfer einer Straftat geworden ist, kann man mit den Kollegen Kontakt aufnehmen, und Hilfe anfordern.


Kann man dann auch gleich auf Deutsch jemanden erreichen?


Dafür ist der Chat da. Ich glaube das ist nicht so die Hemmschwelle auch von Deutschen oder anderssprachigen, dass man dann in dem Chat schreiben kann und die Guardia Civil oder über die Leitstelle, die sieht, das ist deutsch und dann können sie Deutsche Kollegen anfordern.

Hatten wir jetzt nicht den Fall, als wir da waren, aber dann steht man halt nicht am Telefon, sagt irgendwas auf Deutsch, man kann kein Spanisch, die können kein Deutsch, die können schlecht Englisch.

Das nimmt dann so ein bisschen die Hemmschwelle und dann kann man das alles schriftlich machen und dann können die das an die richtigen Personen weitergeben und dann schnellstmöglich helfen.

Besondere Erlebnisse auf dem Jakobsweg


Isabelle, welches Erlebnis ist dir denn von Santiago in besonderer Erinnerung geblieben?


Ich fand es super faszinierend. Wir haben relativ nah an der Kathedrale gewohnt. Und wenn dann die Gruppen von 20,30,40 Leuten, die sich zusammengetan haben, Richtung Jakobsweg gehen und grölen und singen und schreien durch die Stadt.

Da haben wir immer vor einem Restaurant einen Kaffee getrunken und haben dann beobachtet. Es war einfach so schön dann zu sehen, wie die Pilger sich freuen endlich da zu sein.

Und ich finde wir waren am letzten und vorletzten Tag zusammen noch an der Kathedrale, als wir noch dann frei hatten um abzureisen und wir stehen vor der Kathedrale und die Leute kommen an und fangen an zu weinen, weil sie es endlich geschafft haben da anzukommen.

Da sind uns selber die Tränen gekommen, weil wir waren ja nur zum Arbeiten da. Aber irgendwie ist man dann auch so ein Teil von den Pilgern und das berührt einen schon. Das finde ich ganz schön.


Einfach nur wenn man sich da aufhält, ohne den Jakobsweg gegangen zu sein, bekommt man schon Gänsehaut und es ist wirklich ein sehr emotionaler Moment.

Deswegen glaube ich, wenn man wirklich so viele Wochen alleine oder auch mit Leuten unterwegs war und einfach mal Zeit für sich hatte, in der Natur, ist es wahrscheinlich noch mal was ganz anderes.


Was war denn dein bewegendste Erlebnis in dieser Zeit, Tais?


Ich habe eine Hintergrundgeschichte mit meiner Mutter. Meine Mutter war vor einigen Jahren an Krebs erkrankt. Nachdem sie den Krebs besiegt hatte, hatte sie sich auf den Weg gemacht nach Santiago.

Sie ist mit meinem Vater den portugiesischen Weg gegangen.

Ich bin dann auch mit zwei Kollegen ein Teil des portugiesischen Wegs gegangen. Und das war schon noch ein sehr emotionaler Moment für mich, weil ich halt eben die ganze Zeit meine Eltern im Hinterkopf hatte und mir das irgendwie Kraft gegeben hat, dass ich wusste, dass meine Eltern das gemacht haben und meine Mutter, die auch schwer krank war.

Und deswegen war das für mich dann doch schon was Besonderes, eben in Spanien Dienst machen zu dürfen, die deutsche Polizei repräsentieren zu dürfen, was natürlich auch irgendwo eine Ehre ist. Und dann eben noch mit dem Hintergedanken, dass meine Eltern eben da waren wegen der Erkrankung. Das war dann doch schon sehr emotional. Ja.

Jakobsweg Sicherheit Camino

Dankbarkeit und Freundschaften


Wenn ihr jetzt auf die Zeit zurückblickt und ihr seid jetzt wieder ganz normal im Dienst. Urlaub vorbei, Spanien vorbei. Wieder zu Hause. Hat euch die Arbeit oder das Arbeiten in Spanien in irgendeinem Punkt verändert?


Ja, ich glaube einfach, dass man auf jeden Fall dankbarer ist oder lernt, dankbarer zu sein für das, was man hier hat.

Und vielleicht auch, dass man nicht unbedingt sich bei jeder Kleinigkeit aufregt und sich beschwert. Es ist zu heiß. Ich musste früh aufstehen, ich habe zu wenig Geld, die Miete zu teuer oder so, Kleinigkeiten halt.

Das habe ich auf jeden Fall mitgenommen, weil wir auch ja sehr viele unterschiedliche Kollegen kennengelernt haben und auch sehr viele Pilger, die aus unterschiedlichen Gründen eben dort waren.

Und ich glaube, da können wir uns jetzt eher weniger beschweren und einfach, dass man zufrieden ist mit dem, was man hat. Und ja, und sehr viel positive Energie. Also ich kam wirklich nach Deutschland und ich war so am Strahlen. Ich war so positiv und alles war gut, alles war schön. Also das habe ich auf jeden Fall mitgenommen und das will ich auch beibehalten. Ja.


Wie war es bei dir, Tais?

Ich sehe das ganz genauso.

Man ist total ich.

Wir haben wirklich mehrere Tage geweint, dass wir gehen mussten. Wir haben da ganz, ganz tolle Kollegen und Freunde getroffen, zu denen wir immer noch Kontakt haben, uns regelmäßig schreiben, uns auch wieder treffen.

Also zum einen der Punkt, dass man da echt Freundschaften geschlossen hat, aber auch diese positive Energie, die man von den Pilgern zurückbekommt. Einfach mal ein Dankeschön, dass man da ist.

Die Leute sind einfach dankbar, dass wir da sind. Und ja, das hat einen total im Beruf bestärkt, finde ich.

Also da hat man dann endlich noch mal gesehen, dass es doch der richtige Beruf, den man gewählt hat und irgendwie dann jetzt auch zwischen Spanien und Urlaub, an die Bürger herangetreten ist und einfach mal gelächelt hat.


Habt ihr Lust auf den Camino bekommen durch euren Aufenthalt in Santiago?


Definitiv. Ich habe es nächstes Jahr schon überlegt. Vielleicht mit meinem Hund, aber es ist schon sehr anstrengend. Also zumindest für den Hund. Ich würde den Camino auf jeden Fall alleine machen. Die nächsten Jahre irgendwann drei Etappen. Dass man dann in Santiago rauskommt.

Das ist so mein Ziel. Wann ich es mache, weiß ich nicht. Aber dass ich es mache, weiß ich.


Und wie sieht es bei dir aus Tais? Könntest du dir vorstellen, den Jakobsweg länger zu gehen?


Ja, auf jeden Fall. Also, ich hatte es mir schon irgendwo vorgenommen, auch bevor ich jetzt dienstlich dort war. Aber das war irgendwie nicht so präsent.

Also ich habe eher gedacht, dass viele ältere Leute unterwegs sind. Aber man hat wirklich so viele junge Leute dort getroffen, so viele junge Pärchen und auch Grüppchen von jungen Frauen und ältere Menschen. Also wirklich die ganze Bandbreite. Und es war einfach so schön zu sehen.

Deswegen steht für mich auf jeden Fall auch fest, dass ich den Camino gehen möchte. Ob alleine oder in Begleitung weiß ich natürlich noch nicht, aber ich will den auf jeden Fall auch machen. Ja.

Liebe Tais, Liebe Isabelle, herzlichen DANK für das INTERVIEW

Jakobsweg Sicherheit Herberge

Warum es nicht gefährlich ist, den Jakobsweg alleine zu machen

Die Erfahrungen vieler Pilger zeigen, dass der Jakobsweg nicht gefährlicher ist als ein Leben in der Großstadt. In der großen Pilgergemeinschaft unterstützen sich die Pilger auch sehr oft untereinander.

Jeden Abend wirst du in der Pilgerherberge registriert und bekommst deinen Pilgerstempel. So kann im Notfall sehr schnell geholfen werden. Wenn du dich sehr unsicher fühlst, kannst du die Sicherheitsapp der spanischen Polizei auf deiner gesamten Pilgerreise nutzen.

Du gehst zwar alleine, bist aber nicht allein

In Wirklichkeit wirst du nie sehr lange alleine sein auf deinem Pilgerweg. Es sei denn, du wünscht dies ausdrücklich. Es gibt oft neue Pilger auf dem Weg, die dich auf der Reise begleiten können. Es ist auch normal, dass du während deines Jakobsweges immer wieder eine Begleitung haben kannst. Dies gilt sowohl als Frau als auch als Mann.

Es möchten dir mehr Leute helfen als schaden

Auf allen Pilgerwegen gibt es Frauen die den Jakobsweg alleine pilgern wollen. Viele Einheimische sind es gewohnt, dass täglich Begegnungen mit Pilgern stattfinden. Viele Spanier und auch Portugiesen auf den portugiesischen Jakobswegen sind sehr hilfsbereit.

Einblick in die Sicherheits-App:

die angesprochene App für Sicherheit auf dem Jakobsweg

im Google-Playstore: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.alertcops4.app&hl=en_US&gl=US

im Ap-Store bei Apple: https://apps.apple.com/us/app/alertcops-4-0/id1273718252

Im Buen-Camino-Club kannst du nach deiner kostenlosen Anmeldung viele nützliche Unterlagen und Vordrucke downloaden. Ebenso findest du dort Unterkunftsverzeichnisse zu vielen Jakobswegen. Zur Anmeldung im Buen-Camino-Club.

Weitere Informationen zum Podcast gibt es auf der Webseite. Falls du mir Feedback geben möchtest: Ich freue mich über jede Sprachnachricht. Einfach auf den Link klicken und aufsprechen. Hier findest du meinen Blog:

Buen Camino Peter Kirchmann

2 Gedanken zu „Wer sorgt eigentlich für die Sicherheit auf dem Jakobsweg?“

  1. Hallo Peter,
    Ich finde deinen Blog und Podcast echt super konnte mich sehr gut vorbereiten und nun geht es am Samstag tatsächlich los von SJPDP nach Santiago bin schon etwas aufgeregt. Aber ich denke das wird schon. Vielen Dank und beste Grüße Antje

    Antworten
    • Liebe Antje,
      das freut mich sehr für dich, ich wünsche dir wundervolle Begegnungen und eine unvergessliche Zeit. Genieße deinen Camino in vollen Zügen.

      Buen Camino
      Peter

      Antworten

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