Santiago de Compostela: Ziel des Jakobsweges (incl. 11 attraktive Sehenswürdigkeiten)

Santiago de Compostela ist der Endpunkt des Jakobsweges und für viele Pilger bedeutet die Ankunft in Santiago pure Emotionen nach einer langen Pilgerreise. Die Ankunft am Apostelgrab ist etwas ganz Besonderes und Ziel der Pilgerschaft.

Die Praza do Obradoiro ist ein Ort der Freude und des Friedens. Nirgendwo sonst gibt es so viele Menschen die nach langen Tagen des Pilgerns unendlich glücklich sind. Die Sehnsucht einiger Pilger nach dieser friedvollen Umgebung ist manchmal so groß, dass sie auch nur für ein verlängertes Wochenende nach Santiago kommen.

Im Folgenden erfährst du vieles über die Stadt des Apostel Jakobus, seine Geschichte und seine Entwicklung über die Jahrhunderte hinweg. Zum Schluss auch noch Tipps zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

11 Top Sehenswürdigkeiten in Santiago de Compostela

Was gibt es in Santiago de Compostela so zu sehen? Sehr viel! und natürlich vieles direkt in der Altstadt.

  1. Kathedrale
  2. Kloster San Martiño Pinario
  3. Praza do Obradoiro
  4. Hostal de los Reyes Católicos
  5. Parque de la Alameda
  6. Pórtico de la Gloria
  7. Altstadt von Santiago
  8. Kunst und Kulturkomplex
  9. Modernes Kunstmuseum
  10. Ethnografisches Museum
  11. Mercado de Abastos

Wie groß ist eigentlich Santiago de Compostela? Das Stadtgebiet erstreckt sich über 220 qKm. Vor allem die Altstadt mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten ist eine längere Besichtigung wert. Hier findest du die interessantesten Tipps für eine Besichtigung in der Stadt.

1. Kathedrale von Santiago bewundern

Santiago de Compostela Kathedrale

Die Kathedrale von Santiago de Compostela ist jährlich das Ziel tausender Pilger und das Ende des Jakobsweges. Die beeindruckende, sehr gut renovierte Kathedrale gilt als Grabeskirche des Heiligen Apostel Jakobus.

Die Kathedrale wurde 1986 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Das Granit Mauerwerk wurde in den letzten Jahren aufwendig renoviert und selbst die Dachplatten des Gotteshauses sind für das Heilige Jahr 2021/2022 in einen einmalig guten Zustand versetzt worden.

Heilige Messe Uhrzeiten

Besucher der Heiligen Messe können jederzeit über den Südeingang in die Kathedrale.

  • 07:30 Uhr, Hauptaltar, PILGERMESSE
  • 09:30 Uhr, Hauptaltar, PILGERMESSE
  • 11:00 Uhr, Parroquia de la Corticela
  • 12:00 Uhr, Hauptaltar, PILGERMESSE
  • 19:30 Uhr, Hauptaltar, PILGERMESSE

Das Schwenken des Botafumeiros ist nichtmehr täglich zu bewundern. Mit etwas Glück kann man das Schwenken des Weihrauchfasses trotzdem bewundern, sofern jemand dafür eine großzügige Spende hinterläßt.

Öffnungszeiten der Kathedrale und Museen

  • Kathedrale: Montag – Sonntag von 7:00 Uhr – 21.00 Uhr
  • Museum: Montag-Sonntag von 10:00 Uhr – 20:00 Uhr
  • Bibliothek und Archiv: Montag-Freitag von 9:30 Uhr – 13:00 Uhr (Forscher)
  • Pilgerbüro (Rúa Carretas,33): täglich von 9:00 Uhr – 19:00 Uhr

Eine direkte Besichtigung der Puerta de Gloria ist nur noch über das Ticket des Museums möglich. Da die Anzahl der Personen begrenzt ist, empfehle ich gerne einige Tage früher bereits ein Ticket Online zu kaufen.

Für diese Sehenswürdigkeiten in Santiago de Compostela solltest du Tickets im Voraus buchen

Dein Vertrauen ist mir sehr wichtig: Dieser Artikel enthält Empfehlungs-Links. Wenn du über diese Links etwas kaufst, erhalte ich eine kleine Provision. Dir entstehen dadurch keine Mehrkosten und du kannst so meine Arbeit unterstützen. Ein riesiges Dankeschön, dein Peter.

Kathedrale und Museum-geführte Tourab 19 Eurozum Ticket
Santiago de Compostela: Private Führungab 40 Eurozum Ticket
Tagesausflug: Finisterre, Muxia & Costa da Morteab 39 Eurozum Ticket
Führung: Hostal de los Reyes Católicosab 12 Eurozum Ticket

Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela

Die 4 Säulen der Pilgerseelsorge in Santiago 2022:

  • Deutschsprachige Pilgermesse, um 8.00 Uhr
  • Pilgertreffen, um 16.00 Uhr
  • Spiritueller Abendrundgang, 18.00 Uhr
  • Sakrament der Beichte

Täglich um 8:00 Uhr Messe in deutscher Sprache in der Kirche San Fiz (bei den Markthallen).  Das Team vor Ort steht mit Informationen gerne zur Verfügung.

Die Pilgermesse in der Kathedrale findet täglich um 12:00 Uhr statt. Nach dieser Pilgermesse, 13:00 Uhr, stehen die Mitarbeiter mit einem Plakat am Nordausgang der Kathedrale. Hier können die Pilger mit den Mitarbeitern Kontakt aufnehmen und erhalten Hinweise zu den Angeboten. Für viele ist es eine Hilfe, Erlebnisse auf dem Camino mitzuteilen und vielleicht auch die Gründe für ihr Pilgern zu nennen.

Begegnung um 16:00 Uhr im Internationalen Pilgerzentrum (Gebäude „Asilo Carretas“, 1. Stock) in der Rúa Carretas.

Jeden Abend gegen 18:00 Uhr wird eine kostenlose, geistliche Erschließung der Kathedrale mit ihren vier Pforten und Plätzen angeboten. Ziel ist es, die „Sprache“ der Kathedrale kennenzulernen. (Treffpunkt zum spirituellen Rundgang ist am Südportal)

Einblick in die Arbeit der Pilgerseelsorge gibt der Teambericht 2/2022

Webseite der Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela

2. Kloster San Martiño Pinario

Das ehemalige Benediktiner-Kloster San Martin Pinario gehört mit seinen fast 20.000 qm zum zweitgrößten Kloster Spaniens nach dem Kloster Escorial in der Nähe Madrids. Neben der Kathedrale ist es das bedeutendste Bauwerk Santiago de Compostelas.

Nach Süden hin, an der Plaza de Azabacheria, ist die Hauptfasade des Klosters, gegenüber des Nordportals der Kathedrale. Die Hauptfasade im Barockstil ist etwa 100 Meter lang. Die ursprüngliche Kirche wurde im 12. Jahrhundert erbaut, während der heutige Bau, das Kloster und die heutige dazugehörige Kirche aus dem späten 16. Jahrhundert stammen. Die Kirche wird heute nur bei privaten Zeremonien und besonderen Anlässen genutzt.

Das Kloster wurde von einer Gruppe von Benediktinern gegründet, die kurz nach der Entdeckung der mutmaßlichen Überreste des heiligen Apostels auf dem Gelände angesiedelt wurden. 

Derzeit beherbergt der Komplex verschiedene Nutzungen wie das Hauptseminar, die Schule für Sozialarbeit, den Hauptsitz für Theologiestudien und das Diözesanarchiv. Ebenfalls beherbergt der Gebäudekomplex die Hospederia San Martin Pinario mit einfachen Zimmern und die Pension con Encanto San Martin Pinario . Für mich ein MUSS hier zu übernachten mitten in der Altstadt direkt gegenüber der Kathedrale.

3. Praza do Obradoiro

Der imposanteste Hauptplatz in Santiago, wird umschlossen von der  Kathedrale, vom Hostal de los Reyes Catolicos, dem großen Rathaus und dem Colegio de San Jeronimo.

Der großartige Platz Praza do Obradoiro ist für viele Fußpilger, nach Wochen ihrer Pilgerschaft, ein Ort der Begegnung, des Endpunktes ihrer Pilgerschaft. Es ist immer wieder sehr beeindruckend, wie die Menschen hier ihren Gefühlen  am Ende ihrer Pilgerreise freien Lauf lassen.

4. Hostal de los Reyes Catolicos

Santiago de Compostela Hospital de los reyes catolicos

Das ehemalige königliche Hospital wurde von den Katholischen Königen 1499 gegründet. Sie hatten bei einem Besuch in Santiago de Compostela die Gesundheitsversorgung der Pilger bemängelt und beschlossen, ein Hospital bauen zu lassen. Es hatte die Aufgabe, die Jakobspilger am Ende ihrer Reise unterzubringen und zu versorgen.

Im Mittelalter war es die größte und am besten ausgestattete Pilgerherberge auf dem Jakobsweg. Das Hospital verfügte über eigene Ärzte, eine Apotheke und einen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb. Chroniken besagen, dass Peregrinos sogar in mehr als einem halben Dutzend europäischen Sprachen betreut wurden.

Seit 1958 befindet sich in dem Gebäude ein komfortables Fünf-Sterne-Hotel, ein sogenannter Parador National, mit eleganten Zimmern und einem luxuriösen Speisesaal. Das Hotel bietet noch aus Tradition für die ersten zehn Pilger ein völlig kostenloses Essen an, sobald sie den Nachweis erbracht haben, den Camino zu Fuß abgeschlossen zu haben.

5. Parque de la Alameda

Santiago de Compostela Alameda Park

Außerhalb der ehemaligen Stadtmauer befindet sich der Alameda Park, der seit dem 19. Jahrhundert der traditionellste Stadt- und Freizeitgarten der Bevölkerung von Compostela ist. In wenigen Minuten hat man den Park von der Altstadt aus erreicht. Der Park bietet nicht nur Erholung, sondern auch einen herrlichen Blick auf die Kathedrale.

Die Anordnung der zentralen Promenade ist bemerkenswert. Mit seinen verschiedenen Korridoren für die verschiedenen sozialen Schichten vor 200 Jahren, zeigt er eines der ersten geplanten Naherholungsgebiete der Stadt.

6. Pórtico de la Gloria

Ein Meisterwerk der romanischen Bildhauerei, vollendet im Jahr 1188 durch Meister MateoDer Baumeister hat sich in einer kleinen Figur selbst verewigt, die am unteren Ende des Porticos steht.

Das Portal besteht aus drei riesigen Rundbögen, in der Mitte wird das Gloria, das Schicksal der Gerechten dargestellt.

Auf seinem Thron sitzend, der wiederauferstandene Christus. Im linken Bogen, das jüdische Volk, wartend auf Christus und im rechten Bogen, das Jüngste Gericht, dem alle Menschen unterzogen werden sollen.

Der Handabdruck in der Säule

Porta de Gloria

Am Fuße der Hauptsäule sitzt die Statue des Heiligen Jakobus. Zu seinen Füßen der Karbol de Jede, ein Marmor-Baum. Seit Jahrhunderten hatten die Peregrinos bei ihrer Ankunft in der Kathedrale den linken Fuß des Schutzpatrons berührt und so im weichen Stein einen Handabdruck hinterlassen. 

Leider ist dieser alte Pilgerbrauch heute nicht mehr möglich (Das Foto stammt aus dem Jahr 1993).


7. Altstadt von Santiago


8. Kunst und Kulturkomplex


9. Modernes Kunstmuseum


10. Ethnografisches Museum


11. Mercado de Abasto

3 Gründe, den Jakobsweg während des Xacobeo 2022 zu pilgern

Der Camino durch Galicien ist der schönste Jakobsweg Spaniens. Die Altstadt von Santiago hat sich für das Heilige Jahr, das sogenannte Xacobeo 2022, besonders beeindruckend herausgeputzt. Es lohnt sich also, den Jakobsweg zu pilgern. Am Ende aller Pilgerreisen durch Galicien gelangst du durch die Altstadt zur Kathedrale.

  • Die Durchschreitung der Heiligen Pforte ist der Höhepunkt der Pilgerreise im Heiligen Jahr.
  • Besuch der beeindruckenden und frisch renovierten Kathedrale.
  • Es wird ein unvergessliches Erlebnis sein

Santiago de Compostela: Ursprünge und Historie

Vor der Entdeckung des heiligen Jakobus, scheint sich an dem Ort an dem sich der historische Stadtkern befindet, eine römische Kleinstadt befunden zu haben.

Archäologische Ausgrabungen unterstützen diese Theorie. Die römische Stadt soll bis in das 7. Jahrhundert hinein bestanden haben. Auch der Jakobsweg selbst könnte zuvor schon als Initiationsweg, als eine Art Lebensweg Vorbereitung betrachtet worden sein.

Sechs Jahrhunderte zuvor (im 1.Jh) war neben der Enklave auch ein Mausoleum errichtet worden, in dem der Legende nach die Jünger des Apostels Santiago, Teodoro und Atanasio, seine sterblichen Überreste begraben hatten. Der christliche Friedhof rund um die damalige religiöse Stätte wurde bis zum 7. Jh genutzt.

Warum ist Santiago de Compostela so bekannt?

Santiago de Compostela ist durch das Grab des Apostel Jakobus weltbekannt. Seit 1985 ist die Stadt auch UNESCO Weltkulturerbe. Pilgerwege durch ganz Europa sind in den letzten Jahren immer populärer geworden und ziehen jährlich über 350.000 Fußpilger an.

Wie viele Santiago gibt es?

Es gibt in Spanien 3 Städte mit dem Namen Santiago. Alleine in Portugal gibt es 23 Städte mit dem Stammnamen Santiago. In Mexiko gibt es 8 Städte, in Kolumbien 3 Städte. Insgesamt gibt es in Lateinamerika mehr als 28 Städte und Gemeinden mit dem Namen Santiago. Auch auf den Philipinen gibt es heute noch 3 Orte die den Namen des Apostels tragen. Also gibt es insgesamt über 50 Städte auf der Welt mit dem Namen Santiago.

Die bekanntesten Städte auf der Welt mit dem Namen Santiago sind:
Santiago de Compostela
Santiago de Chile
Santiago de Cuba
und auch San Diego in den USA

Wie alt ist Santiago de Compostela?

Santiago de Compostela wurde 813 zum ersten mal urkundlich erwähnt. Nach beginn der ersten Pilgerungen wurde die Stadt im laufe der Jahrhunderte immer größer. Mehrere große Stadterweiterungen gaben dem Apostel Ort sein heutiges Gesicht.

Was heißt Santiago de Compostela auf Deutsch?

Frei übersetzt bedeutet der Name Jakobus vom Sternenfeld.

Was bedeutet Santiago de Compostela?

Die Namensgebung beinhaltet zum einen den Namen des Apostel Jakob, auf spanisch Santiago. Für den zweiten Teil des Namens gibt es mehrere Auslegungen: Campus stellare, das Sternenfeld, aus der Ableitung der Lichterscheinungen die zum Wiederauffinden des Sarkophags führte.

In einer Legende waren es die Sterne, die diese Stelle beleuchteten. 
Eine weitere Legende besagt, dass Kaiser Karl dem Großen in einem Traum ein Engel erschien und ihn aufforderte, den Weg zum Grabmal nach Santiago zu befreien. Und gleich ihm werden die Menschen so zahlreich wie die Sterne am Himmel nach Santiago pilgern.

Die Gründung der Stadt Santiago de Compostela

Die Geschichte vom mittelalterlichen Santiago reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück, als der Einsiedler Pelayo zwischen 813 und 830 eine Lichterscheinung entdeckte. Das Licht, (oder die Sterne) beleuchtete die Ruinen einer alten Nekropole. 

Der Einsiedler informierte Bischof Teodomiro, vom benachbarten Iria Flavia, über den Fund. 

Dies geschah zu einer Zeit, als die heftigen Maurenstürme das Abendland erschütterten. Bischof Theodemir von Iría Flavia ließ unter Fasten und Beten die von wundersamen Lichtzeichen überstrahlte Stätte ausgraben und bestätigte den Fund des in Vergessenheit geratenen Apostelgrabes.

Der Bischoff wiederum teilt die Entdeckung dem damaligen Monarchen des asturisch-galizischen Königreichs, Alfons II. mit. 

König Alfons II. Als erster Jakobspilger

Der asturische König wiederum kam mit seinem ganzen Hof aus Oviedo, der damaligen Hauptstadt des Königreiches, nach Santiago um das Grabmal zu besichtigen. Er war somit der erste Jakobspilger in der Geschichte der Pilgerschaft. Er legte damit auch den Grundstein für den späteren Camino Primitivo, der im Frühmittelalter von Oviedo bis nach Santiago geführt hatte.

König Alfons II. erkannte die Grabstätte des Apostel Jakobus als echt an. Außerdem ernannte er den Apostel zum heiligen Schutzpatron seines Königreichs und ließ an dieser Stelle eine erste kleine Kathedrale bauen. Die einfache Kirche behütete in seinem Innenraum das aus der Römerzeit stammende Mausoleum.

Gleichzeitig befahl Alfons II., ein Kloster für die Mönche zu bauen, die den Tempel und die Überreste des Apostels bewachen sollten. Dies ist das heutige Gebäude des Kloster San Martin Pinario, das sich in unmittelbarer Nähe der Kathedrale von Santiago de Compostela befindet.

Wie kam der Apostel Jakobus nach Santiago de Compostela?

Historische Jakobswege im Mittelalter

Es war ein unwirklicher und abgelegener Landstrich am Ende der damaligen Zivilisation, Finis terrae nannten es die Römer, und auch für die späteren Eroberer der Iberischen Halbinsel, für Vandalen, Westgoten und Mauren, lag es unendlich fern von den Zentren der Welt.

Jakobus soll der Legende nach, die Frohe Botschaft in Spanien verkündet haben. Nach seiner Rückkehr ins Heilige Land ließ ihn Herodes Agrippa 44 n.Ch. enthaupten. Sein Grab sollte man folglich in Jerusalem vermuten. Wie die sterblichen Überreste nach Spanien gelangten, bleibt unklar.

Die Legende über das Auffinden des Apostels

Den genauen übernatürlichen Hergang erzählt der mittelalterliche Pilgerführer ‚Codex Calixtinus‘: Der Leichnam des Apostels wurde nach seiner Enthauptung in ein Boot gebracht und dem Willen des Herrn überlassen. Engel haben dann das Boot nach Galizien gelenkt.

Die Legende um das Auffinden des Apostelgrabes im frühen Mittelalter ließ ganz Europa aufhorchen. Urplötzlich war sie aufgetaucht, Jahrhunderte erst nach dem Märtyrertod des Apostels in Jerusalem.

Dann entstanden Geschichten um Geschichten über den Lebensweg und das Wirken des heiligen Jakobus. Sie wurden ausgeschmückt und weitererzählt und bewegten die Menschen auf erstaunlichste Weise. Keine andere Heiligenstadt ist so lebendig geworden wie die des Zebedäussohnes.

Die Pilgerschaft zu seinem Grab durch ganz Europa, wurde zum waffenlosen Kreuzzug gegen die Mauren.

Das Grab des Apostels in Santiago des Compostela

Kathedrale Santiago

Santiago übte mit dem zweiten Apostelgrab, neben dem von Petrus in Rom, eine ungemein starke Anziehungskraft aus. Trotz der Randlage dieses Ortes am Ende der damaligen Welt, machten päpstliche Privilegien, Ablässe und schier unglaubliche Wunderberichte den Jakobsschrein über Jahrhunderte hinweg zum einem bevorzugten Pilgerziel. 

Mit der Eroberung Jerusalems 1187 durch die Araber war ein wichtiges Pilgerziel unerreichbar geworden. Dies stärkte wiederum die Wallfahrt nach Santiago de Compostela. So wurde Santiago zum bedeutendsten Wallfahrtsort der Christenheit, mit dem nur noch Rom konkurrieren konnte. Der Aufschwung des Weges begann.

Warum pilgern Menschen heute nach Santiago de Compostela?

Pilgern bedeutet, einen Weg zu gehen, auf den man nicht immer gut vorbereitet ist. Die treibende Kraft hierbei ist die Suche nach Selbsterkenntnis, dem Sinn des Lebens oder auch die eigene Spiritualität wieder zu sehen.

Beginn der Pilgerschaft

Die Arbeiten der romanischen Kirche beginnen bereits kurz nach der Stadtgründung und der Entdeckung des Grabes. Die Stadt wurde im Jahre 830 gegründet. Die erste Kirche Santiagos war eine einfache Kirche, die in ihrem Innern das aus der Römerzeit stammende Mausoleum behütete.

Anschließend unternahm Santiago seine ersten Schritte, auf seinem Weg zu einem spirituellen Leuchtfeuer Europas. Die Pilgerstätte wurde immer stärker besucht, der Kirchenschatz wurde größer.

Von diesen Schätzen angezogen, fielen die Normannen immer wieder durch die Ria de Arousa ein und versuchten die Stadt zu überfallen.

Den größten Überfall erlebte die Stadt allerdings im Jahr 997, als die Mauren unter Führung von Almanzor aus Cordoba kommend, die Stadt plünderten. Sie nahmen zwar die Glocken der Kathedrale mit nach Cordoba, ließen aber das Grabmal des Apostel Jakobus unberührt.

Die erste Stadterweiterung

Mit dem Wiederaufbau der Stadt beginnt die Stadterweiterung von Santiago. Es wurden befestigte Mauern errichtet, die die Kontur der heutigen historischen Altstadt definieren. 

Gleichzeitig begannen die Vorbereitungen der Grundmauern, damit im Jahr 1075 die Arbeiten einer deutlich größeren Kathedrale beginnen konnten. Dies entsprach auch der gestiegenen Bedeutung und Dynamik der Pilgerfahrten.

Die Apostelstadt wurde so zum geistlichen Zentrum Westeuropas und Empfänger vieler verschiedener Kirchenschätze, welche die Kathedrale bereicherten.

Die Kathedrale von Santiago de Compostela

Dank des anfänglichen Impulses von Bischof Diego Peláez und König Alfons VI. Und vor allem des Vorstoßes von Diego Xelmírez, dem ersten Erzbischof von Compostela und Architekten für die Umgestaltung der Stadt, begannen die Arbeiten der romanischen Kathedrale.

Diego Xelmírez wurde 1099 zum Bischof ernannt

Er war eine Hauptfigur in der Politik des Königreiches von Galicien, Kastilien und León und richtete sein Schaffen auf den Bau der Kathedrale.

Santiago de Compostela

Er koordinierte ebenfalls die Bauten des erzbischöflichen Palastes und weitere Kirchen, welche die von ihm herbeigebrachten Reliquien aufnehmen sollten. Zu diesen Kirchen zählt z.B. die Kirche Santa Susana, die zweite Schutzpatronin der Stadt. Meister Esteban wurde mit den Arbeiten beauftragt, die 1125 beendet wurden.

Dombaumeister Mateo 1168

Kathedrale von Santiago de Compostela Porta de Gloria

1168 beginnt die zweite große Etappe des Dombaus. Hierbei wird der Baumeister Mateo mit den Arbeiten beauftragt. Er war zu jener Zeit der wichtigste Künstler auf der Iberischen Halbinsel. Seine Person ist in Santiago mit zwei Monumenten des Doms verbunden: Dem steinernen Chor und dem berühmten Glorienportal (‘Pórtico da Gloria’), das 1188 vollendet wurde.

Das Glorienportal der Kathedrale von Santiago de Compostela zählt heute zu einem der bedeutendsten Meisterwerke der Romanik. 

Einweihung der Kathedrale von Santiago 1211

Nach der Einweihung der Kathedrale im Jahr 1211 beginnt das goldene Zeitalter der Pilgerfahrt nach Compostela, ein Boom an Pilgern aus ganz Europa und eine religiöse Leidenschaft, die auch die Entwicklung der Stadt veränderte. 

Für viele Historiker war das zwölfte und dreizehnte Jahrhundert, das prächtigste in der Geschichte von Santiago. 

Der große Pilgerstrom hatte sich längst vom Camino Primitivo auf den Camino Frances verlagert. Er wurde zum wichtigsten Pilgerweg nach Santiago.

Der Codex Calixtinus

Codex Calixtinus

Damals wie heute, war es ein Buch, dass zu einem weiteren Auslöser einer wahren Pilgerwelle beitrug. Der Codex calixtinus war der erste mittelalterliche Reiseführer über die Jakobswege in Europa.

Das Jakobsbuch (lateinisch Codex Calixtinus 1160-1180) ist der Eigenname eines Manuskripts aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, das den ältesten Text des Liber Sancti Iacobi (ca. 1140) enthält. Er ist der bekannteste aus dem Mittelalter stammende Codex über die Wallfahrten zu Ehren des Heiligen Jakobus und besteht aus 5 Büchern.

Inhalt des Jakobsbuches

Es beinhaltet Predigten, Hymnen, Wunder, Geschichten über die Übersetzung des Apostels, liturgische Texte und Musikstücke, die sich auf den Apostel Santiago beziehen. Sein viertes Buch erzählt die Entdeckung des Grabes durch Karl den Großen. Der fünfte Teil ist eine Art Leitfaden für Pilger, die dem Jakobsweg auf ihrer Reise nach Santiago de Compostela folgten, mit Ratschlägen, Beschreibungen der Route und der Kunstwerke sowie den örtlichen Bräuche der dort lebenden Menschen auf dem Weg.

Dieses Dokument wird heute im Museum der Kathedrale von Santiago de Compostela aufbewahrt. (Foto: Von M a n u e l from Valdemoro, Spain)

Der verschwundene Codex Calixtinus

Letztmalig größere Beachtung in den Medien fand der Codex Calixtinus im Jahr 2011, als das Buch aus dem Safe des Archivs der Kathedrale verschwand. Ein Jahr später fand man es unbeschädigt in der Garage eines Elektrikers wieder, der in der Kathedrale tätig gewesen war.

Die zweite Stadterweiterung

Die immer stärker werdenden Pilgerströme führten im Mittelalter zu einer zweiten Stadterweiterung, der Niederlassung der Bettelorden in neu gebauten Klöstern. 

Ansiedelung von Klöstern

Die Klöster von San Francisco, Santo Domingo, Santa Clara oder Belvís unter anderen, schufen dabei neue Siedlungen, welche die Struktur der Stadt außerhalb der Stadtmauern bestimmten. Die Pilger kamen inzwischen aus ganz Europa auf unterschiedlichen Jakobswegen nach Santiago.

Im Laufe des späten Mittelalters wurde Santiago auch zu einem wichtigen Handelszentrum was wiederum zum Aufblühen reicher bürgerlichen Zünfte führte.

Die Concheiros, die die Muscheln verkauften und die Pilgerreise unterstützten, sind nur ein Beispiel. In jeder Straße blühte ein reicher Handel wie z.B. die Kesselbauer in der Calderería oder die Goldschmiede auf dem Praterias-Platz. Dieser Platz belebte auch das Stadtbild im Mittelalter.

Die Universität von Santiago de Compostela

Santiago de Compostela Bischoff

Ein Notar von Santiago eröffnete mit Unterstützung des Abtes von San Martín Pinario eine Schule für die Armen, bekannt als Estudio de Gramática, der Keim der späteren Universität. 

Das akademische Universitätszentrum, eines der ältesten der Welt, wurde hauptsächlich von Erzbischof Alonso de Fonseca gefördert. Bis heute ist die Universität eines der wichtigsten Institutionen in Santiago.

Niedergang der Pilgerschaft

Wie in vielen Städten Europas steht die Zeit des 14. und 15. Jahrhunderts im Zeichen von Kämpfen des Bürgertums gegen die kirchliche Macht. Mit Aufkommen der Reformation in Europa und der Rückeroberung von Granada, dem letzten maurischen Königreich auf der Iberischen Halbinsel, begann der Niedergang des Jakobsweges. Für Santiago bedeutete dies ebenfalls ein abklingen der Pilgerströme.

Zeitgleich mit der Eroberung des letzten maurischen Königreiches auf der Iberischen Halbinsel entdeckte Christoph Columbus Amerika.

Der Heilige Jakobus in Amerika

Somit begann auch die Wanderung des Apostels Jakobus rund um den Erdball. Überall, wo es unter spanischer Herrschaft galt, das Christentum mit dem Schwert zu verkünden, erschallte der Schlachtruf „Santiago ultraea“, wie einst in Spanien als Matamorus.

Die Konquistadoren bedienten sich weiter seines Namens bei der blutigen Christianisierung der Neuen Welt. 

In Chile, Cuba und an zahlreichen anderen Plätzen Lateinamerikas entstanden ihm zu Ehren viele Ortschaften die seinen Namen Santiago tragen: Santiago de Chile, Santiago de Cuba, Santiago de Estero, San Diego.

Santiago de Compostela in der Renaissance

Kathedrale von Santiago de Compostela Barockfasade

Im 16. Jahrhundert setzte Santiago seine Stadtentwicklung fort, es war die Blütezeit des Platereskstils in Spanien. Es begann die Einbeziehung von zivilen Gebäuden in die Architektur des Stadtbildes. 

In diesen Jahren wurde der außergewöhnliche Gesamtkomplex öffentlicher Gebäude rund um die  Kathedrale errichtet. Unter ihnen sticht das alte königliche Krankenhaus hervor, heute Hostal dos Reis Católicos, das von den Monarchen Isabel und Fernando gebaut wurde, um den Pilgern Hilfe und Unterkunft zu bieten.

Kathedrale von Santiago de Compostela: Der Umbau im 17.Jh

Im 17. Jahrhundert erlebt die Stadt trotz des deutlichen Rückgangs an Pilgern viele große bauliche Veränderungen in seinem Stadtbild. Die Stadtverwandlung beginnt mit dem Umbau der Kathedrale. 

Der Hochaltar wird mit einem vergoldeten Baldachin überbaut. In der Mitte sitzt eine Figur des heiligen Jakobus. Sein Schulterumhang ist mit vielen Jakobsmuscheln verziert. Die Besucher können heute eine Treppe hinaufsteigen und die Figur des Heiligen umarmen. Für viele Pilger ein Höhepunkt ihrer Pilgerschaft.

Gestaltung der Barockfasaden

Die baulichen Veränderungen im Außenbereich betreffen vor allem der Bau der Obradoiro-Fassade. Die letzte Episode des Bauprozesses der Barockzeit ist die Errichtung des Pazo de Raxoi, der auch am Obradoiro Platz liegt. 

Auch viele Klöster, Kirchen und Zivilbauten nahmen an diesem Prozess der Barockisierung teil, aus dem sich das heutige Stadtbild ergibt.

auch die Plätze und Adelshäuser, die die Kathedrale umgeben, werden endgültig konsolidiert, so auch der Bau des Raxoi-Herrenhauses, dem heutigen Sitz des Rathauses.

Aufnahmeantrag zum Weltkulturerbe

Der Consejo Internacional de Monumentos y Sitios (ICOMOS) begründete die Aufnahme Santiagos in die Liste des Weltkulturerbes der Menschheit so:

”Da Compostela einen außergewöhnlichen, die Grabstätte des Heiligen Jakobus umgebenden Komplex von Denkmälern bewahrt und Zielpunkt aller Routen des zwischen dem 11. und 18. Jahrhundert größten christlichen Pilgerzugs ist, gehört die Stadt zweifellos zu den unbestrittenen Kulturschätzen der Menschheit, denn sie vereint sowohl spezifische als auch universale Werte in sich. 

Zum einzigartigen Charakter ihrer romanischen und barocken Meisterwerke ist die transzendentale ästhetische Leistung hinzuzurechnen, in der diachronisch so unterschiedliche Elemente zum Ausdruck kommen, dass eine ideale Stadt entsteht, die zugleich von Historie und Zeitlosigkeit überquillt. 

Die vorbildliche Natur dieser christlichen, durch die ideologischen Begriffe der Reconquista bereicherten Pilgerstadt hat ihren Nachhall in ihrer großartigen geistlichen Bedeutung. Sie ist nämlich einer jener wenigen Orte, die so tief vom Glauben erfüllt sind, dass sie für die ganze Menschheit heilig werden. (…)”

1985 UNESCO-Weltkulturerbe Santiago

Kathedrale Santiago de Compostela

Die Stadt Santiago de Compostela ist das Ende des Jakobswegs und damit eines der herausragendsten Pilgerzentren der Welt. Seit 1985 ist Santiago de Compostela Weltkulturerbe der Menschheit. Die Kathedrale mit dem Pórtico de la Gloria sowie ihre Plätze, Klöster und anderen Gebäude im romanischen, gotischen und barocken Stil machen die Stadt zu einem Stadtgebiet von außergewöhnlicher Bedeutung für das Kulturerbe.

Die Stadt zu betreten ist heute ebenso wie im Mittelalter eine überwältigende Erfahrung. Heute ist Santiago wie in den besten Zeiten des Jakobswegs noch immer eine einmalige und liebenswerte Stadt. Wer den Camino zu Fuß gelaufen ist, sollte sich gleich zur Kathedrale begeben und seine Pilgerreise wirken lassen.

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2 Gedanken zu „Santiago de Compostela: Ziel des Jakobsweges (incl. 11 attraktive Sehenswürdigkeiten)“

    • Hallo Bianca,
      ja, das geht vielen Pilgern so. Alle sind im Moment mehr oder weniger hin- und her gerissen. Einerseits würde ich gerne laufen und durch meine Übernachtungen und meine Pilgerschaft die Herbergen und die Region unterstützen. Die Verordnungen in Spanien werden zwar langsam gelockert, andererseits möchte ich nicht unbedingt mit einem emotionalen Virus im Rucksack pilgern.

      Im nächsten Jahr wird die „Heilige Pforte“ wieder geöffnet sein. In einem heiligen Jahr zu pilgern ist jedenfalls etwas ganz besonderes für mich gewesen. Vielleicht ist es deshalb garnicht so schlimm erst nächstes Jahr zu pilgern.

      buen Camino
      Peter

      Antworten

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