In der heutigen Interview Folge zu Gast eine Pilgerin, die den Camino Portugues gelaufen ist. Wie es dazu kam, wird sie uns gleich erzählen. Und im letzten Jahr, im November, also vor knapp einem Jahr, ist sie dann den Camino Frances von den Pyrenäen bis Santiago gelaufen. Die Frage ob man den Jakobsweg auch im Winter gehen kann wird sie uns ebenfalls gleich beantworten.
Den Gastbeitrag auch als Podcastfolge hören:
Das leckerste Gericht in Galizien
Herzlich willkommen Victoria, ich freue mich auf unser Interview im Jakobsweg Podcast.
Ich freue mich auch.
Meine erste Frage an dich wäre, ob du die Pimientos de Patron magst.
Ja, Peter, ich liebe sie sogar. Das ist tatsächlich im spanischen Restaurant meine Lieblings Tapas und ich war auch ganz glücklich, als ich meinem ersten Jakobsweg auf dem Camino Portugues in der Geburtsstadt sozusagen der prominenteste Patron gewesen bin. Also ja, ich liebe sie. Ja, sehr schön.
Bei diesen Pimientos handelt es sich im eine Paprikasorte. Die kamen ursprünglich aus Südamerika und sind zunächst in der Ortschaft Padron angebaut worden. Daher der Name. Inzwischen werden sie in ganz Spanien sehr gerne gegessen.
Wie kamst du auf den Jakobsweg?
Ja, Victoria. Vielleicht gleich mal zum Einstieg. Wann oder wie hast du das erste Mal vom Jakobsweg erfahren?
Ja, das ist eine persönliche Geschichte, wie glaube ich, viele Menschen was Persönliches auf den Jakobsweg bringt. Meine Mutter ist nach kurzer, aber schwerer Krankheit für mich doch recht plötzlich verstorben und ich habe mir keine wirkliche Trauerphase gegönnt.
Nach einem guten 3/4 Jahr hat mein Körper dann gestreikt und ich habe für mich etwas gesucht, was völlig neu für mich ist, was außerhalb meiner Komfortzone ist. So bin ich über Social Media zufällig auf jemanden gestoßen, der gerade auf dem Jakobsweg war. Er hat mich von Beginn an fasziniert. Und nach 30 Minuten Einlesen war für mich der Entschluss gefallen: Das will ich auch machen.
Konntest du den Tod deiner Mutter auf dem Jakobsweg verarbeiten?
Es gibt viele Menschen, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind, um ihre Trauer zu verarbeiten. Wir kommen in den Monat November hinein. Das ist der Monat, in dem natürlich auch vieles aufgewühlt wird. Ich würde den Punkt ganz gerne aufgreifen, weil er bewegt und weil du ja nicht alleine bist auf dem Camino.
Was mich interessieren würde, wie wie du damit umgegangen bist auf dem Weg. Es war ja noch relativ frisch dann für dich, ein Jahr nach dem Tod deiner Mutter. Du hast dich dann auf den Jakobsweg begeben, um mit dir alleine zu sein oder um zu lernen, wie dein Weg anders weitergehen kann.
Ja, genauso kann man es eigentlich ganz gut formulieren. Also ich bin dann auch relativ spontan gestartet und bin dann ja erst mal den portugiesischen Jakobsweg gegangen und habe für mich nach dem ersten Tag, das war das erste Mal für mich eine Wanderung mit Rucksack.
Nachdem ich mich so ein bisschen eingelaufen habe, doch relativ schnell gemerkt, wie viel Ruhe mir das Laufen gibt. Die Natur. Ich kann gut alleine sein. Das war mir von Anfang an klar und bewusst. Aber ich war wahnsinnig schnell sehr, sehr ruhig auf dem Weg.
Ich hatte keine Ängste, habe ganz früh ganz tolle Menschen kennengelernt. Das, was jeder auf dem Jakobsweg ja kennenlernt die Gastfreundschaft, die Unterstützung anderer Pilger. Und das hat mir von Beginn an sehr viel Kraft gegeben.
Man sagt ja, man liest ja häufig irgendwann auf dem Jakobsweg weint jeder mal, und ich habe gedacht Ja, das muss ja bei mir auch irgendwann kommen. Und es war dann tatsächlich, glaube ich, in der zweiten Woche, da bin ich in einem Wald gelaufen und stoße mit dem Fuß an einen Stein, der liegt Dann bleibt dann so 2 Meter vor mir liegen. Ich hebe den auf und es ist ein Stein in Herzform gewesen und den habe ich auch mitgenommen. Der liegt hier neben mir auf dem Schreibtisch und das war mir total klar, dass das ein Zeichen von meiner Mutter war.
Und das war der Moment, wo dann alle Dämme bei mir gebrochen sind. Und das war eine heilsame, ein heilsamer Moment, war aber tatsächlich der einzige Moment, an dem ich dann wirklich betroffen war. Traurig war, der Trauer auch den Raum gegeben habe.
Ich habe mich dann hingesetzt, eine gute halbe Stunde und habe daraus dann aber auch wieder neue Energie geschöpft, weil ich eben ganz, ganz stark auch gemerkt habe, dass verstorbene Menschen immer da sind. Und wenn man eine starke Bindung schon zu Lebzeiten hatte, die dann in solchen Momenten auch wieder ganz, ganz intensiv zu spüren war.
In dieser Begegnung mit dem Stein, ist dir auch klar geworden, dass deine Mutter noch da ist,dass sie für dich immer noch da ist. Ein wunderschönes Zeichen. Und der Stein wird dich weiterhin begleiten.
Und tatsächlich habe ich auch dann auf dem Camino Frances auch zweimal noch in ähnlichen intensiven Momenten auch einen Stein in Herzform gefunden.
Und die sammele ich jetzt.
Das ist eine sehr schöne Verbindung. Ja, und das war, glaube ich auch einer der Momente, wo mich dieses Jakobsweg Fieber dann auch schlussendlich gepackt hat und ich einfach gemerkt habe, was was das in meinem Leben für mich bedeutet, Was mir mein normaler Alltag, wo mir das sehr, sehr fremd ist und sehr fern in meinem Alltag. Diese Ruhe, diese Gelassenheit. Und seitdem bin ich infiziert. Das kann man, glaube ich, schon wirklich so sagen.
Fügung auf dem Jakobsweg
Und wenn du nicht auf den Jakobsweg gegangen wärst, Dich hat ja der Jakobsweg sozusagen dann magisch angezogen, hättest du diesen Stein nicht gefunden und dieses Erlebnis nicht erleben können. Und so ist es ja eine Fügung, dass das wunderbar zusammengepasst hat.
Ja, dass das glaube ich tatsächlich auch.
Gastfreundschaft: Hilfreiche Menschen auf dem Camino
Ja, Victoria, du hast das so schön gerade beschrieben mit der Gastfreundschaft in Portugal und auch in Spanien. Wer auf dem Jakobsweg unterwegs ist, der findet diese unglaubliche Gastfreundschaft in in fast jedem Dorf. An welche Begebenheit mit hilfreichen Menschen erinnerst du dich besonders gerne?
Besonders gerne erinnere ich mich im letzten Jahr im November auf dem Camino Frances, als ich das erste Mal Schnee gesehen habe, auf dem Jakobsweg in O Cebreiro. Und das war eine harte Etappe. Das Wetter hat sehr, sehr schnell und sehr stark geschwankt.
Und ja, der Herbergsvater. Ich war in der öffentlichen Herberge. Es war eiskalt, die Dusche hat nicht funktioniert und der Herbergsvater hat mir noch ein Essen gekocht, hat mir einen warmen Tee gebracht, weil ich einfach wirklich wahnsinnig durchgefroren war.
Das ist einer der ganz, ganz tollen Momente, die dieses Thema Gastfreundschaft für mich einfach ausmacht. Der sein Mahl mit mir geteilt hat, sich selbst nur noch eine ganz kleine Portion genommen und mich sozusagen da aufgepäppelt.
Wie war das Ankommen in Santiago de Compostela?
Sehr schön. Das heißt für die Hörerinnen und Hörer: Du bist den Camino Portugues gelaufen und anschließend später den Camino Frances. Im Winter, also im November, bist du losgelaufen.
Ich würde ganz gerne noch mal auf deinen Camino Portugues zurückkommen, der ja in zwei Wochen oder zehn 10 bis 14 Tagen gut machbar ist. Wie viel Zeit hast du für den Weg für dich benötigt? Und wie war dann nach diesem ersten Camino für dich das Ankommen in Santiago de Compostela?
Also ich habe zehn Etappen gebraucht in Portugal und dann in Spanien. Und ja, das Ankommen war wahnsinnig aufregend, sehr emotional beim ersten Mal. Du kommst ja von der anderen Seite sozusagen auf die Kathedrale zu. Man sieht als erstes die Spitze der Kathedrale und ich bin in der Gruppe angekommen, ganz bewusst.
Wir sind wirklich wie kleine Kinder, als wir die Spitze gesehen haben, losgelaufen auf die Kathedrale zu. Und, es war ja im April, das heißt, es war relativ voll, aber es war wahnsinnig intensiv. Es war wahnsinnig aufregend und sehr emotional für mich.
Ich muss aber auch gestehen, Santiago hat mich begeistert. Ich war dann noch drei Nächte in Santiago, habe die Zeit genossen, wollte eigentlich noch ans Kap Fenster, aber Santiago hat mich so in seinen Bann gezogen, dass ich tatsächlich mit den Pilgern die Tage noch genossen habe, diese Stadt aufgesogen, habe das ganz besondere Flair der Stadt und habe mich da wahnsinnig wohlgefühlt.
Glückliche Menschen auf dem Platz
Das sieht man dir jetzt auch an! Das ist schade, dass man im Podcast kein kein Bild hat. Santiago ist einmalig und das Ankommen auf dem Platz ist unbeschreiblich. Ich glaube, wer das einmal erlebt hat, der wird nachfühlen können, wie es dir ging, als du angekommen bist und auch nochmal verlängern. Ein, zwei Tage in Santiago und einfach nur dort sitzen und den ganzen Tag schauen, wie die Menschen ankommen.
Das ist schon ein ganz einmaliges Erlebnis und es ist auch für mich immer wieder ein Erlebnis und gehört zu den Plätzen auf der Welt, wo ich sage, da fällt kein böses Wort. Das sind viele glückliche Menschen auf engstem Raum, egal ob sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs waren, ob sie mit ihrem Hund oder mit mit einem Pferd nach Santiago gekommen sind. Auf dem Platz gibt es alle Emotionen, die man sich vorstellen kann.
Ja, das stimmt. Das ist absolut wahr.
Was hat sich für dich im Alltag verändert?
Dann bist du wieder zurück nach Hause gekommen. In deinen Alltag. Was hat sich aus diesem ersten Jakobsweg für dich in deinem Alltag verändert? Oder gab es etwas, wo du sagen konntest Das hast du vom ersten Camino, von deinem Camino Portugals mit nach Hause genommen? Was für dich gewirkt hat.
Ja, absolut. Ich habe schon vorher alleine Urlauber gemacht. Das war für mich nichts Neues. Aber sich selber alleine voranzubringen, den Fuß vor den anderen zu setzen, hat mir noch mal sehr viel Selbstvertrauen gegeben. Hat mir gezeigt, dass ich viele Dinge schaffe, die ich vielleicht im ersten Moment gar nicht von mir erwartet habe.
Eigentlich war ich vorher nicht der große Wander Typ, das muss ich sagen eher so der Autofahrer Typ gewesen und habe das ja aber genau auch deswegen ganz bewusst gemacht und es hat sich für mich wirklich ausgezahlt. Ich bin mit einer großen Ruhe aus dem Jakobsweg in meinen Alltag zurückgegangen, hatte vorher nach der Sache mit meiner Mutter größere Schlafprobleme, die danach schlagartig weg waren.
Und das zeigt mir einfach, dass das mit meiner Seele was gemacht hat. Und das hat nie aufgehört. Natürlich, dass so dieses intensive Gefühl des Erlebens, das lässt irgendwann nach. Aber die Sehnsucht nach dem Camino wird dann umso größer und fängt es auf. Aber für mich hat der Jakobsweg einen sehr, sehr großen Einschnitt und Positiven in mein Leben gebracht. Und dann warst du in deinem Alltag und irgendwann kam die Idee Ich muss noch mal los.
Warum bist du den Jakobsweg im Winter gegangen?
Wie bist du dann auf deinen zweiten Weg gekommen? Gab es noch mal einen Auslöser oder war es einfach für dich? Hast du zu dir gesagt du möchtest noch mal loslaufen. Und wann bist du losgelaufen? Das ist ja auf dem Camino Frances etwas anderes, wie in zehn Tagen durch Portugal und Spanien zu laufen.
Ja, für mich war im Prinzip ganz klar, wenige Wochen nach meiner Rückkehr in meinen Alltag, dass ich wieder den Camino gehen möchte und dass ich gerne auf jeden Fall in Saint-Jean-Pied-de-Port starten möchte und dann am liebsten den Weg am Stück gehen möchte. Dann kam Corona und es sind noch mal zwei Jahre ins Land gegangen.
Dann war es vielleicht auch, wie du gerade schon gesagt hast, eine Fügung des Schicksals. Ich habe mich beruflich verändert und hatte die Chance, im Wechsel acht Wochen frei zu nehmen. Und das kann man halt nicht planen. Der Start in das neue berufliche Leben war im Januar und das hieß, es blieben nur der November und der Dezember. Da habe ich natürlich dann schon überlegt, machst du das wirklich im November?
Ich hatte mit dir ja diesbezüglich auch Kontakt. Du hattest mir auch ein Interview geschickt, was ich mir angehört habe und ich habe dann aber gesagt: Ja, es ist mein Lebenstraum und ich lass mich nicht von der Jahreszeit oder anderen potenziellen Unwägbarkeiten davon abbringen und bin dann am 28. Oktober des letzten Jahres in den Zug gestiegen, bin dann angereist in Saint Jean Pied de Port und bin dann am 29.10. über die Napoleon Route Richtung Roncesvalles aufgebrochen.
Die erste Etappe, über die sagt man ja vieles und hört auch vieles. Und ja, ich bin sie in einem durchgegangen und das war schon eine ganz, ganz neue Herausforderung, wo ich sehr stolz war, dass ich es gemacht und dass ich es geschafft habe. Aber Gott sei Dank wusste ich vorher nicht so ganz genau, was da auf mich zukommt.
Die schwierigste Etappe auf dem Camino Frances
Ja, das ist richtig. Der Camino Frances fängt gleich mit der schwierigsten Etappe eigentlich an, vor allen Dingen dann, wenn man nicht keine Zeit hatte, sich richtig vorzubereiten oder zu trainieren. Dann ist die erste Etappe schon schon sehr, sehr, sehr anstrengend. Man kann sie aber ausgleichen.
Dann, am zweiten und dritten Tag, läuft man automatisch weniger, wenn man möchte. Es gibt viele Pilger, die sich vor dem Winter fürchten bzw die sagen nein, im Winter kann man nicht laufen, die Herbergen sind geschlossen, es ist viel zu kalt, es regnet, es stürmt, es schneit in den Pyrenäen, es schneit auf der Hochebene, es schneit auf dem Februar, wo es schneit in Galizien. Und dann gibt es zwischendrin noch Regen. Wie hast du das für dich erlebt? Gerade die ersten Tage oder vielleicht die ersten ein, zwei Wochen?
Ja, ich muss sagen, ich hatte einzig und allein vor dem Wetter wirklich Respekt. Dass ich das schaffe, das stand für mich außer Frage, wenn gesundheitlich nicht irgendwas dazwischenkommt. Ich habe das Wetter wechselhaft, aber überwiegend positiv erlebt, weil klar, der erste Tag war wirklich heftig. Es war von Sonne, Regen, Schnee, Hagel, Sturm.
Über die Pyrenäen war alles dabei. Knie, hohes Laub, im im Abstieg. Dann totale Erschöpfung. Am am Ende des Tages im Kloster. Aber ab dem zweiten Tag war das Wetter wirklich sehr, sehr gut im letzten Jahr. Klar, es hat regelmäßig geregnet. Das ist so, darauf muss man sich, glaube ich, einfach einstellen. Aber es gab auch Tage, in denen ich im T Shirt gelaufen bin. Und an den Regen gewöhnt man sich so schnell. Gute Ausrüstung ist natürlich nicht von Nachteil, aber für mich hat das Wetter und danach hast du ja gefragt gar keinen, gar keinen negativen Einfluss auf den Weg gehabt. Überhaupt nicht.
Das Wetter kann im Winter stürmisch sein
Ich glaube, das ist auch die wichtigste Botschaft, die du anderen Pilgerinnen und Pilgern mit auf den Weg geben kannst. Dass das Wetter im Winter zwar stürmisch sein kann. Man kann sich aber auch darauf einstellen. Und der Weg hat ja gerade in der Winterzeit etwas magisches durch die Ruhe. Der Camino macht buchstäblich seinen Winterschlaf, auch wenn man ihn laufen kann. Der Klassiker der Fragen ist: Gibt es überhaupt geöffnete Herbergen?
Ja, es gibt geöffnete Herbergen. Natürlich nicht in der Vielzahl und tatsächlich auch nicht in jedem Ort. Also ich sage mal so ein bisschen, Man musste das nehmen, was geöffnet ist. Die öffentlichen Herbergen waren aber in der Regel immer geöffnet. Und da man natürlich mit relativ wenig Pilgern unterwegs ist und eher mit einem harten Kern, hat sich doch sehr, sehr schnell eine Gruppe entwickelt, die füreinander auch da war. Wo schon mal vorab der erste, der ankam in der Herberge, schon mal ein ganzes Zimmer reserviert hat.
Also ja, es gibt Herbergen, es gibt genug Herbergen. Es macht sicherlich Sinn, wenn man sehr für sich gehen möchte, dass man zumindest morgens mal telefonisch reserviert. Das geht in der Regel immer und überall und im Winter insbesondere.
Übernachtungen: Reservieren oder darauf ankommen lassen?
Ja entweder per Telefon oder inzwischen auch Email oder übers Internet reservieren. Waren die Reservierungen für dich normal? Also hast du dann für den nächsten Tag gleich gebucht reserviert? Oder hast du es auch drauf ankommen lassen? (Übrigens: Es gibt eine spezielle Webseite mit der Auflistung von Herbergen die im Winter geöffnet sind.)
Ich hab’s mehr oder weniger drauf ankommen lassen. Ich hatte aber auch das große Glück, dass ich eigentlich immer einen Spanier um mich rum hatte. Und wenn man ein Spanier dabei hat, das öffnet viele Türen. Das öffnet auch mal eine Herberge, die eigentlich geschlossen ist.
Und das ist ein großer Tipp, den ich wirklich geben kann, einfach auch ein Spanier anzusprechen. Ob der für einen mal telefoniert, wenn man selber kein Spanisch spricht oder im besten Falle wirklich, wenn man das Glück hat, einen Spanier auf dem Weg zu treffen, sich dem anzuschließen. Die sind sehr sehr hilfsbereit und es macht immer großen Spaß mit Spaniern unterwegs zu sein.
Das gleiche gilt für Italiener. Da hat man dann noch den Vorteil, die kochen abends in den Herbergen, sofern es eine Küche gibt. Also das ist ja auch das, was den Jakobsweg für mich so ausmacht, unterschiedlichste Kulturen noch mal neu zu erleben, sehr intim auch zu erleben. Und für mich war es von daher eine Mischung aus: Ich lasse es mal drauf ankommen, in manchen Städten oder Dörfern und manchmal aber auch morgens für die Nacht dann zu reservieren. Also man braucht keine Angst haben, überhaupt nicht.
Findet man im Winter immer eine Unterkunft?
Was die Übernachtung anbelangt, gibt es immer eine Lösung?
Ja, definitiv. Die gibt es.
Dann gibt es Pilger, die alles bis ins kleinste Detail planen. Also nichts dem Zufall überlassen. Wie war das für dich? Welche Erfahrungen hast du mit der Planung gemacht? Hast du Etappen vor Beginn vorgeplant, Deine Etappen geplant? Das war dein zweiter Jakobsweg. Du wusstest, was auf dich zukommt. Wie war für dich der Teil der Vorplanung und der Organisation im Vorfeld?
Ich bin jemand, der eher improvisiert und intuitiv handelt. Das heißt, ich habe keine Etappen vorgeplant. Einfach weil ich weiß, ich fühle mich wohler, wenn ich es ein Stück weit drauf ankommen lasse. Und ich wollte für mich auch immer die Flexibilität haben, mich spannenden Personen anzuschließen oder wenn es mir irgendwo gut gefällt, zu sagen Heute bleibe ich hier.
Für mich war das der Weg, wie ich in gehen wollte. Ich habe aber auch Pilger erlebt, für die das ganz wichtig war, die Etappen zu planen und die sich damit wohler gefühlt haben. Aber ich glaube, das ist wirklich Typ Sache. Und da sollte man sich aus meiner Sicht ein Stück weit auf seine Intuition und was man über sich weiß, wie gut man sich kennt, verlassen.
Meinen ersten Jakobsweg habe ich komplett durchgeplant, um das alles noch am ersten Tag über den Haufen zu werfen. Das heißt, das hätte ich mir sparen können. Und zum Thema Gepäck hast du gerade noch gefragt Das Thema Gepäck. Da hat es sich für mich ausgezahlt, dass ich schon einmal unterwegs war, Dass ich einfach wirklich wusste, was brauche ich für mich? Was ist mir wichtig, was ist mir unwichtig, so dass ich beim zweiten Mal mit meinem Rucksack 100 % zufrieden war, nur das hatte, was ich brauchte, aber auch nichts vermisst habe.
Wie viel hat deinen Rucksack gewogen?
Acht Kilo inklusive Wasser.
Angst den Camino im Winter zu gehen?
Victoria, vielleicht noch zum Schluss: Welche Empfehlung kannst du anderen Pilgern geben, die noch zögern oder Angst haben, den Camino im Winter zu gehen?
Ich kann einfach nur sagen Macht es, geht ihn, verlasst euch auf den Weg, verlasst euch auf die tollen Menschen, die ihr treffen werdet. Es gibt immer eine Lösung für alle Unwägbarkeiten, die der Weg das eine oder andere Mal mit sich bringt.
Und dieses Grundvertrauen in alles, was auf dem Jakobsweg passiert, ist für mich die Motivation, es jedem zu empfehlen, es trotzdem auch im Winter zu machen. Und eine gute Regenjacke. Also dass diese Investition, die lohnt sich gelohnt.
Der Weg ist magisch
Ja, das ist richtig. Regenjacke. Kann ich auch eine Geschichte erzählen: Ich hatte die falsche Regenjacke dabei, die Regenjacke unserer Tochter. Die war mir etwas zu klein. Also für alle, die eine Regenjacke nicht mitnehmen: Spanien ist kein Entwicklungsland. Man kann also auch unterwegs noch eine Regenjacke kaufen. Ja, das ist der Jakobsweg. Ja, das ist so! Das ist auch für mich, wenn ich überlege, wie viele Jahre ich jetzt diesen Weg schon laufe und wie lange er mich begleitet und was man davon mitnimmt. Er ist tatsächlich auch lebensverändernd.
Ja, das ist es definitiv. Eines meiner Erfahrungen: Du kannst viel berichten, du kannst vielen Menschen tolle Fotos zeigen, aber du kannst das Gefühl, das kannst du nicht transportieren, das ist unmöglich. Ja, weil vieles davon auch magisch ist. Das ist es definitiv. Es lässt sich auch nicht mehr in Worten beschreiben. Und das lässt sich auch manchmal nicht erklären. Es passieren so verrückte Sachen, gerade wenn du diese fünf Wochen unterwegs bist. Da passieren manchmal jeden Tag Dinge, wo du denkst, dass es das ist. Das kann einfach nicht sein. Ja, Also, es ist wirklich magisch.
Ja. Das ist magisch. Und das ist auch Fügung. Es istVertrauen in das Leben zu bekommen, dass alles, was auf einen zukommt, auch gut ist, auch wenn es manchmal schwer fällt. Aber hinterher sind wir wie so kleine Puzzleteile, die dann am Ende ein schönes Bild ergeben.
Meine Mutter hat mich auf den Weg geschickt
Ja, ich lebe schon immer nach dem Motto, dass irgendwas immer für etwas gut ist. Manchmal ist es früh und schnell sichtbar und manchmal dauert es Jahre oder Jahrzehnte. Und da glaube ich ganz, ganz fest dran. Und ich glaube, meine Mutter hat mich auf den Weg geschickt.
Ja, das ist sehr schönes Bild. Deine Mutter hatte dich auf den Weg geschickt. Und sie ist jedes Mal mit dabei, wenn du unterwegs bist.
Definitiv.
Ja, liebe Victoria, herzlichen Dank für deine spannende Erzählung und vielen Dank für deine Offenheit, dass du uns mit auf deinen Weg genommen hast und auch uns erzählt hast, was dein ursprünglicher Grund war, auf den Jakobsweg zu gehen. Buen Camino.
Buen Camino
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Hast du fragen an Victoria oder zum Pilgern im Winter? Schreibe sie sehr gerne in die Kommentare:
Hallo Peter, sehr schöner Podcast-Bericht von Victoria. Ja ich will den Camino ja immer noch gehen, Corona hat mir ja einen Strich durch die Rechnung gemacht. Leider habe ich gerade ziemliche Rückenprobleme und weiß nicht ob ich das wirklich schaffe.
Wie lange braucht man, wenn man mit dem Zug von Stuttgart anreist, das wäre meine wichtigste Frage.
Vielen Dank für die schönen Berichte und
herzlichen Gruß
Regina
Hallo Regina,
ja das stimmt, es ist ein sehr schönes Interview geworden. Für alle Reiseverbindungen empfehle ich dir bei Rome2Rio zu schauen, dort findest du alles was du zur An- und Abreise benötigst.
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buen Camino
Peter
Tolles Interview.
Danke :-)
Sehr geehrte Pilgerfreunde,
der Weg lässt einen nicht los.
2009 bin ich den Weg gelaufen.
Vor 4 Jahr bin ich in La Coruna gewesen,
Ich habe meine Frau gezeigt,wie die Pilger
Alle begeistert ankommen.
Dein Reisebericht ist wunderbar Viktoria.
Ich könnte morgen wieder los gehen.
Bon Camino für alle Pilgerfreunde.
wünscht Hans Peter