Alles beginnt mit der Sehnsucht (40)
Du musst schon da sein, bevor du angekommen bist
Ja, alles beginnt mit der Sehnsucht, dies gilt auch für den Jakobsweg!
Welche Kraft die Sehnsucht entfalten kann, das erleben wir immer dann, wenn wir eigene Herzens-Projekte starten. Wenn uns etwas so am Herzen liegt, dass wir gar nicht anders können und einfach losgehen und einfach beginnen.
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Alles beginnt mit der Sehnsucht
Vor kurzem habe ich meine alten CDs durchgeblättert und ich bin auf eines meiner Lieblings Songs gestoßen. Der Titel heißt: „Alles beginnt mit der Sehnsucht“.
„Alles beginnt mit der Sehnsucht.
Am Anfang steht immer ein Traum.
Aus manchem kleinem Samenkorn wird später ein großer schöner Baum.“
Dieses Lied stammt von Siegfried Fietz und ich hatte es zum ersten Mal auf einem der Kirchentage vor vielen Jahren gehört. Siegfried Fietz ist für mich ein begnadeter und wunderbarer Musiker, den ich sehr, sehr gerne höre.
Vielleicht kennst du eines seiner bekanntesten Lieder „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Das hat er 1977 geschrieben mit den Texten von Dietrich Bonhoeffer. Die Entstehung des Liedes und den Hintergründen erzählt er in diesem YouTube Video.
Und falls du jetzt neugierig geworden bist auf diese Lieder, hier geht es direkt zum Abakus-Verlag.
Ja, alles beginnt mit der Sehnsucht, das gilt auch für den Jakobsweg
Welche Kraft die Sehnsucht entfalten kann, das erleben wir immer dann, wenn wir eigene Herzens-Projekte starten die auf unserem Lebensweg liegen. Wenn uns etwas so am Herzen liegt, dass wir gar nicht anders können und einfach losgehen und einfach beginnen.
So sind schon viele Träume durch diese Kraft der Sehnsucht verwirklicht worden.
Die Sehnsucht, die wir in uns tragen, kann uns auch zeigen, wohin es gehen kann in unserem Leben. Sie kann manchmal wichtiger Wegweiser sein, vor allen Dingen dann, wenn wir vor einer Weggabelung stehen.
Und sie hält uns auch lebendig.
Wann bist du dem Jakobsweg zum ersten mal begegnet?
Wann hast du das erste Mal vom Camino gehört?
Seit wann trägst du den Samen des Jakobsweges in dir, sodass du ihn einfach einmal gehen möchtest? Wenn du diese Sehnsucht in dir spürst, dann bist du eigentlich schon direkt auf dem Weg zu deinem Jakobsweg.
Es gibt ein altes spanisches Sprichwort:
„Wen der Weg gerufen hat, der wird ihn auch früher oder später gehen.“
Der Ruf wird von Jahr zu Jahr immer lauter und die Sehnsucht nach dem Jakobsweg immer größer.
Während einige Pilger über Jahre hinweg diese Sehnsucht in sich tragen und Jahre der Vorbereitung für sich benötigen, gibt es Andere, die es ganz plötzlich wissen:
Jetzt muss ich den Jakobsweg gehen.
Und manchmal dauert dann die Vorbereitung für den Weg nur ein paar Tage oder ein paar Wochen. Und was alle Pilger vereint, ist genau diese Form der Sehnsucht nach dem Jakobsweg. Ihn einmal gehen zu wollen, seine eigenen Träume verwirklichen wollen und den Wegweiser in seinem Leben wiederzufinden.
Für diejenigen, die den Jakobsweg schon gelaufen sind:
Was war dein Grund?
Und erinnerst du dich an deinen Auslöser, warum du dich auf den Weg gemacht hast?
Dieser eine Moment, an dem du plötzlich beschlossen hattest, auf jeden Fall eines Tages den Jakobsweg zu gehen. Erinnerst du dich noch daran, an deine Entscheidung, dich auf deinen Lebensweg zu begeben? Und was dies für dich bedeutet hatte damals? Wieviel Zeit du für deine Vorbereitung genommen hast und wie groß deine Vorfreude und auch deine Ängste vor dem Unbekannten waren?
Wenn du noch nicht den Jakobsweg gelaufen bist:
wann hast du zum ersten Mal vom Jakobsweg gehört?
Welche Sehnsucht verbindest du mit dem Jakobsweg?
Warum möchtest du ihn laufen? Wozu?
Wenn du später auf deinem Jakobsweg bist, wirst du auch Tage haben, an denen dir das Pilgern nicht gefallen wird. Du wirst Tage haben, an denen du morgens früh aufstehst, in einer muffigen Pilger Herberge im Stockbett geschlafen hast und zu dir sagst Jetzt reicht’s!
Du wirst dich wahrscheinlich auch mal fragen warum du das alles tust. Vielleicht wirst du dann am liebsten ab ins nächste Hotel gehen und dann am liebsten nach Hause.
Solltest du an diesen Punkt kommen, dann ist es wertvoll zu wissen, warum du den Weg gehen wolltest und warum du jetzt hier bist.
Zumindest erging es mir so.
Auch ich hatte immer wieder eines dieser Tage, an denen ich am liebsten den Rucksack in die Ecke geschmissen hätte.
Aber ich erinnerte mich dann auch daran, dass genau diese Einfachheit, Ruhe und diese Langsamkeit meine Motivation war, den Jakobsweg zu gehen. Außerdem wollte ich ohne Zwänge ein paar Wochen in mich hineinhorchen.
Stimmt.
Also auf geht’s!
Ich will das in vollen Zügen aufnehmen.
Wenn du zu den Pilgern gehörst, die jetzt unbedingt loslaufen wollen, es aber aufgrund der Situation nicht können, dann wird natürlich unsere Sehnsucht und unsere Geduld auch auf die Probe gestellt.
Dann gibt es eine wunderbare Möglichkeit, wie wir uns trotzdem auf den Weg begeben können.
Du musst schon da sein, bevor du angekommen bist.
Was heißt das?
Du kannst dir in allen Einzelheiten deinen Jakobsweg gedanklich schon vorstellen. Du kannst jeden einzelnen Tag bereits zu Hause in deinen Gedanken, in deinen Träumen für dich erleben. Sozusagen deinen eigenen Film drehen über deinen Jakobsweg.
Stell dir deinen Camino in Gedanken vor:
Wie der Tag beginnt. Wie du zuhause deinen Rucksack packst und wie du dich auf den Weg machst, mit dem Zug, mit der Bahn oder mit dem Flieger zu deinem Startort fliegst und wie dort deine Ankunft sein wird.
Die erste Übernachtung in deiner ersten Pilger Herberge. Wie ist das für dich, endlich da zu sein, die anderen Pilger kennenzulernen?
Den ersten Pilgerabend zu verbringen. Wie wird die Nacht sein? Das erste Mal schlafen in deinem Schlafsack? Wie wird das Frühstück sein, wenn du am nächsten Morgen aufstehst? Und wie wird das Wetter sein?
Wie würde jeder einzelne Tag für dich sein? Wie hättest du es gerne?
Du darfst dir das so vorstellen, wie du es möchtest, in allen schillernden Farben. Es ist dein Film. Es ist dein Weg.
Und wie wird es sein, wenn du an deinem Ziel angekommen bist?
Wie wird es sein, wenn du zum ersten Mal die Türme der Kathedrale in Santiago de Compostela siehst? Wie wird es sein, wenn du angekommen bist? Wie fühlt es sich an, endlich nach so vielen Tagen angekommen zu sein? Welche Freude wirst du empfinden? Was wirst du riechen? Was wirst du schmecken? Was wirst du sehen?
Und was wirst du dann tun? Male dir das in bunten Farben, Bildern und ganz im Detail aus und stelle dir das Gefühl mit all deinen Sinnen vor.
So kannst du durch deine Sehnsucht nach dem Jakobsweg schon zuhause trainieren.
Eine Pilgerin hat zu mir einmal gesagt:
„Ich stelle mir vor, wie es wäre, in Santiago angekommen zu sein. Vor der Kathedrale zu stehen und vor Glück und Dankbarkeit einfach los zu heulen.“
Alles beginnt mit der Sehnsucht. Am Anfang steht immer ein Traum. Und aus manch kleinem Samenkorn wird später ein großer schöner Baum.
Wann sähst du dein Samenkorn für deinen Jakobsweg?
Am Ende dieser Folge möchte ich noch einmal kurz zusammenfassen:
- Wer einmal den Ruf des Jakobsweges gehört hat, wird Ihnen früher oder später einmal gehen. Die Sehnsucht wird immer größer werden.
- Erinnere dich an dein „Wozu“, an deinen Grund oder deinen Auslöser, warum du den Jakobsweg laufen möchtest.
- Du musst schon da sein, bevor du angekommen bist. Dreh dir deinen eigenen Film von deinem Jakobsweg.
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Was machst du mit deiner Sehnsucht?
Wie hat dich der Jakobsweg zum ersten mal berührt? Möchtest du deine Geschichte erzählen? Du kannst in den Kommentaren sehr gerne über deinen Jakobsweg berichten. Ich freue mich über deinen Beitrag.
Lieber Peter,
erst einmal vielen Dank für deine Mühen. Derartig intensiv in einem Thema zu stecken, anderen zu helfen und mit allen modernen Mitteln zu unterstützen (!!Ehrenamtlich!!) – Du bist einmalig, einmalig gut!
Ich weis gar nicht mehr wann ich mich wirklich zu dem Entschluss gekommen bin mich auf den Weg zu machen. Ausschlag gab ein Spaziergang mit der Familie entlang der Jacobswegroute die bei uns vorbei führt. Meine älteste Tochter, jetzt 28 Jahre alt und noch im Theologiestudium erzählte etwas über die Pilger von damals. Sie sprach über Berufspilger die für andere sich auf den beschwerlichen Weg machten und und und. Da sagte ich, das ich derartiges verabscheue, nur der wirklich selbst gemachte Weg sei doch der Entscheidende und ehe ich mich versah planten wir eine Pilgertour. Ich besorgte Pilgerpässe und wir starteten von zuhause im folgenden Jahr, meine Frau Heike, meine Tochter Karolin und Henning ihr Freund und ich. Zuerst machten wir Tagesetappen und ließen uns abends zurück nach Hause holen. So lernten wir, was man braucht, bzw. was man alles nicht braucht. So ging es bis Köln, zum Hohen Dom. Schon auf diesen ersten Etappen haben soviel über uns, den Weg, Planung und unvorhergesehendes gelernt, es könnte bereits ein Buch füllen. Sich auf den Weg einlassen – dies beschreibt es wohl am besten. Meine technisch orientierte Organisationswut wegschmeissen und einfach machen.
Ab Köln ging es dann mehrtägig besser ausgerüstet weiter. Balsam für die Seele. Es waren die Begegnungen am Rande die Freude über Kleinigkeiten die alles prägte. Derzeit stehen wir noch in der Eifel, Corona hat uns die Sache ein wenig erschwert. Der jetzige Plan sieht vor 2025 vier Monate am Stück zu pilgern. Unser Ziel.
Bis dahin wird unsere Pilgersucht mit deinen Beiträgen in Schach gehalten
Nochmals vielen Dank
Joachim Laimmer
Lieber Joachim,
herzlichen Dank für deine Worte und deine Erzählung über deine Erlebnisse. Sich auf den Weg einlassen zu können ist wohl eines der schönsten Geschenke die man sich selbst geben kann.
Buen Camino
Peter
Lieber Peter, vielen herzlichen Dank für diesen wundervollen Beitrag.
Alleine die Worte „Camino und Santiago“ lassen meine Augen feucht werden. Seit 2018 bin ich mit dem Camino- Virus infiziert und ich bin immer voller Sehnsucht.
Camino portugues, Camino del Norte, Via de la Plata, Camino primitivo und Camino d‘Inglese waren bis jetzt meine Stationen.
Ich bin 63 Jahre alt, Mutter von 4 erwachsenen Kindern, zweifache Oma und ich hoffe, dass ich noch lange fit und gesund bleibe um noch ganz viele Jakobswege zu gehen.
Mit lieben Grüssen aus der Schweiz
Annette
Liebe Annette,
herzlichen Dank für deine Worte, ich wünsche dir noch viele weitere Caminos, vielleicht sogar eines Tages gemeinsam mit deinen Enkelkindern.
Buen Camino
PEter