Rückblick Pilgerstatistik 2021 und Prognose für 2022: Besondere Auswirkungen im Heiligen Jahr

Der Rückblick auf die Statistik 2021 ergibt ein Pilgerjahr mit Höhen und Tiefen. Die Stimmung unter den Pilgern war Anfang des Jahres voller Optimismus. Vor allem als Papst Franziskus einer Verlängerung des Heiligen Jahres bis zum 31.12.2022 zugestimmt hatte.

Die Hoffnung, somit trotz Pandemie, ohne Zeitdruck den Jakobsweg planen zu können war groß. Schließlich hatten auch in Spanien die Impfungen begonnen. Die Vermutung lang nahe, dass man spätestens in 2022 den Camino wieder ohne gesundheitliche Sorgen pilgern könnte. Sozusagen wieder alles normal wäre.

Doch die Realität sieht heute anders aus. Vieles wird auf dem Jakobsweg nicht mehr so sein wie früher– auch nicht in 2022. Dafür hat sich einfach bereits zu viel geändert. Viele Pilgerherbergen sind wirtschaftlich nichtmehr in der Lage alleine zu überleben.

Einige Herbergen haben bereits aufgegeben und sind geschlossen. Die Hygieneregelungen sind für viele Unterkünfte mit einer deutlichen Reduzierung der Bettenanzahl verbunden.

Auch in der Pilger Statistik 2021 sind die Auswirkungen der Pandemie offensichtlich. Näheres hierzu in diesem Artikel.

Passende Podcast-Folge hierzu:

Animierte Zeitleiste Jakobsweg von 1999-2021

Wir beginnen mit einer animierten Zeitleiste, die zeigt, wie sich die Anzahl der Fusspilger auf den unterschiedlichen Jakobswegen in Spanien in den letzten 22 Jahren bis 2021 verändert haben.

Ursache der höheren Anstiege in den Jahren 1999, 2004 und 2010 werden durch die Heiligen Jahre hervorgerufen. Der starke Rückgang in 2020 und auch im Heiligen Jahr in der Pilger Statistik 2021 ist der Corona Pandemie geschuldet.

(Für Blog und Webseitenanbieter: Diese animierte Grafik kannst du kostenfrei downloaden, siehe unten am Ende der Webseite)

Eine leichte Erholung im Heiligen Jahr 2021

Pilgerstatistik 1990-2021

Im Heiligen Jahr 2021 kann man von einer leichten Erholung der Pandemie sprechen. Wenn man die Langzeit-Statistik von 1990 bis 2021 betrachtet, kamen im Heiligen Jahr 120.000 Pilger mehr in Santiago an als im Vorjahr 2020. Die Gesamtanzahl der Pilger in 2021 entspricht dem Niveau von 2011, also wie im Pilgerjahr vor 10 Jahren.

Wieviele Pilger starteten auf den einzelnen Camios in 2021?

Über 55.000 Pilger starteten 2021 in Sarria, also die letzten 100 Kilometer auf dem Camino Francés. Der bereits vor einigen Jahren begonnene Trend setzte sich also auch im Heiligen Jahr 2021 fort.

Pilger Statistik 2021 häufigste Pilgerrouten

Für zukünftige Pilgerplanungen für den Camino Francés bedeutet dies eine Entspannung für alle Pilger die in SJPdP ihren Camino beginnen. Erst ab Sarria ist die Pilgerdichte deutlich höher. Wenn du dem Pilgerstrom kurz vor Santiago de Compostela entgehen möchtest, gibt es ab Ponferrada die Alternative Route auf dem Camino de Invierno.

Pilger Statistik 2021 im Vergleich zu den Vorjahren 2020 und 2019

Pilger Statistik 2021 Jahresvergleich

In der Pilger Statistik 2021 stand auch das Heilige Jahr ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Es gab keinen einzigen Monat, in dem die massiven Auswirkungen dazu geführt hätten, mehr Pilger als 2019 auf den Jakobsweg zu bringen.

Im Gegenteil: Aufgrund des strengen Lockdowns in Spanien waren in den ersten drei Monaten 2021 sogar noch weniger Pilger als im 1. Jahr der Pandemie unterwegs. Erst ab April bis Juni waren wieder mehrheitlich Spanier auf den Caminos zum Pilgern unterwegs. Allerdings auf einem deutlich niedrigeren Niveau wie in 2019.

In den Sommermonaten Juli und August 2021 waren auf den letzten 100 Kilometer vielerorts die Herbergen bereits an ihre Belastungsgrenze angekommen. Die Auslastung der Unterkünfte hatte eine Obergrenze bei maximal 30% im Vergleich zur Vollbelegung.

Somit standen weniger Betten zur Verfügung, sodass trotz zahlenmäßig deutlich weniger Pilger, die Herbergen oft ausgebucht waren.

Viele PiIger mussten deshalb auch auf private Unterkünfte, Pensionen und Hotels ausweichen. Die Galizische Regierung und auch die Jakobusvereinigung Galiziens empfahl deshalb diese letzte Wegstrecke vorzubuchen.

Die Auswirkungen der Pandemie auf die einzelnen Caminos

Pilgerwege in Spanien 19-21 Statistik 2021

Um es Vorweg zu nehmen: Keiner der unterschiedlichen Jakobswege in Spanien hat es auch nur annähernd geschafft, das Niveau von 2019 zu erreichen. Dafür waren die weltweiten Einschränkungen einfach zu groß.

Dennoch haben alle spanischen Jakobswege in 2021 wieder mehr Pilger aufnehmen können als im ersten Jahr der Pandemie 2020. Auffällig dabei ist, dass auf dem Camino Frances ab Sarria 12.000 Pilger mehr ihren Jakobsweg begonnen hatten als in Saint Jean Pied de Port (SJPdP).

Verschiebung der Pilger-Nationalitäten

Auffällig in der Pilger Statistik 2021 ist, wie auch schon im Vorjahr, die Verschiebung der Pilgerschaft hin zu einer nationalen, hauptsächlich von spanischen Pilgern geprägten Situation. Der Anteil von Spanischen Pilgern lag in 2019 bei über 65%. Aufgrund der vielen Einschränkungen der Pandemie weltweit, ist dieser Trend jedoch nachvollziehbar.

Pilger Statistik 2021 Pilgernationalitäten
Pilgernationalitäten 2021
Pilger Statistik 2019 Nationalitäten
Pilgernationalitäten 2019

Gibt es mehr weibliche oder männliche Pilger?

Im Jahr 2018 gab es mit 164.836 Pilgerinnen erstmalig in der Pilgerstatistik von Santiago de Compostela mehr weibliche Pilger als männliche (162.542 Pilger). Dies galt auch für das Pilgerjahr 2019 mit 177.801 Pilgerinnen und damit einen Anteil von 51%.

In beiden Pandemie bedingten Jahren 2020 und 2021 waren mehr männliche als weibliche Pilger unterwegs nach Santiago. In der Pilger Statistik 2021 waren 89.891 Pilger und 86.978 Pilgerinnen unterwegs nach Santiago de Compostela.

Vor 10 Jahren war der Anteil an Pilgerinnen bei 42%. Somit kann man sagen, dass in den letzten Jahren der Anteil von Frauen auf den Caminos bis 2019 jedes Jahr gestiegen ist. In 2021 betrug der Frauenanteil 49%.

Pilger Statistik Geschlecht 2021
2021
Pilger Statistik Geschlecht 2019
2019
Pilger Statistik Geschlecht 2011
2011

Prognose für das verlängerte Heilige Jahr 2022

Natürlich ist eine Prognose für das Jahr 2022 sehr gewagt und kann komplett daneben liegen. Dennoch liebe ich Statistiken und wage deshalb folgende Annahmen:

  • Das Frühjahr wird nicht komplett geschlossen sein
  • Ein eventueller Lockdown wird in Spanien kürzer dauern.
  • In den Sommermonaten werden monatlich 10.000 Pilger mehr unterwegs sein.

Unter diesen Annahmen gehe ich persönlich davon aus, dass über alle Caminos in Spanien hinweg die Pilgeranzahl um ca. 90.000 Pilgern steigen wird im vergleich zur Pilger Statistik 2021. Somit könnten unter den genannten Annahmen in 2022 ungefähr 271.000 Pilger erwartet werden. Dies entspräche der Pilgeranzahl aus dem Heiligen Jahr 2011.

Über den Autor:

Peter Kirchmann Jakobsweg

Peter Kirchmann wurde am 8.8.1964 in Überlingen geboren. Er reist leidenschaftlich gerne nach Spanien und ist den Jakobsweg mehrmals gelaufen. Das Erste Mal 1993 um Kunst, Kultur und Baudenkmäler zu fotografieren. Sein Blog Jakobsweg-Lebensweg.de, informiert umfassend über den Jakobsweg und beinhaltet wertvolle Tipps zur eigenen Pilgervorbereitung.

Er erzählt von Begegnungen auf dem Jakobsweg und die Möglichkeit, sich selbst wieder neu kennen zu lernen. 

Sein Blog Jakobsweg-Lebensweg.de, informiert umfassend über den Jakobsweg und beinhaltet wertvolle Tipps zur eigenen Pilgervorbereitung. Er erzählt von Begegnungen auf dem Jakobsweg und die Möglichkeit, sich selbst wieder neu kennen zu lernen. 

In seinem Podcast geht es um den Jakobsweg und wie du dabei Schritt für Schritt mehr Gelassenheit finden kannst. Er gibt abwechselnd Tipps zur Vorbereitung deines Jakobsweges, Geschichten und Pilgererfahrungen von ihm und anderen Pilgern.

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Der eingebettete Code für die animierte Zeitleiste kann ebenfalls gerne auf einer eigenen Webseite genutzt werden. 

Hinweis: Wir haben eine Reihe von Quellen verwendet, um sicherzustellen, dass die Informationen in diesen Darstellungen korrekt sind. Wenn sie jedoch der Meinung sind, dass wir Fehler gemacht haben, kontaktieren Sie uns bitte zur Korrektur. Die Angaben für das Pilgerjahr 2021 beinhalten die täglichen Statistiken bis zum 26.12.2021. Es fehlen also in der endgültigen Jahresstatistik noch 5 Tage. Dies ist jedoch aufgrund der geringen Pilgeranzahl Ende Dezember aus statistischer Sicht vernachlässigbar. Eine endgültige Korrektur dieser Zahlen wird nach der offiziellen Veröffentlichung im Pilgerbüro in Santiago de Compostela stattfinden.

Animierte Zeitleiste 1990-2021:

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8 Gedanken zu „Rückblick Pilgerstatistik 2021 und Prognose für 2022: Besondere Auswirkungen im Heiligen Jahr“

  1. Lieber Peter herzlichen Dank für Deine umfangreiche Info und Statistik zum Jakobsweg. Für mich besonders aufschlussreich , da ich in der deutschen Pilgerseelsorge im Dienst bin und das im 10. Jahr. Auch ich habe im August- September festgestellt, dass die Pilgerzahl wieder steigt . Dir ein gutes, gesegnetes PILGERJAHR mit vielen guten Begegnungen.Buen Camino Irmi

    Antworten
    • Herzlichen Dank liebe Irmgard,
      vielleicht sehen wir uns ja in Santiago dieses Jahr. Ich hoffe die Pilgerseelsorge wird auch in 2022 wieder für die Pilger da sein.
      Buen Camino
      Peter

      Antworten
  2. Lieber Peter
    vielen herzlichen Dank für deine Ausführungen. Es ist immer wieder sehr spannend diese Statistiken zu lesen.
    Ich selber war mit zwei Mitpilgern im September 2021 auf dem Camino Primitivo und gleich anschliessend auf dem Camino Inglese. In den meisten Fällen hatten wir keine Probleme Übernachtungsmöglichkeiten zu finden und wir fühlten uns wegen den geltenden Corona Regeln nicht sehr eingeschränkt. Die Stimmung unter den Pilgern war sehr ausgelassen und entspannt.
    Für das Jahr 2022 haben wir uns noch nicht definitiv für eine bestimmte Route entschieden. Schon seit 2 Jahren liegt die Planung für den Nordtiroler Jakobsweg von Salzburg ins Vorarlberg in der Schublade.
    Man darf gespannt sein, wie sich die Situation im 2022 entwickeln wird.

    mit lieben Grüssen aus dem St.Galler Rheintal
    Annette Ottiger

    Antworten
  3. Lieber Peter,
    dir ein herzliches Hallo und ein gutes neues Pilgerjahr.
    Deine Berichte verfolge ich mit großem Interesse. Vielen Dank dafür.
    Ich habe vor, ab den 01.03. d. J. auf dem Jakobsweg zu wandern. Aber von zuhause aus (hin und zurück). Das sind ca.6000 km von Melle im Osnabrücker Land bis nach Santiago de Compostela. Ich bin familiär und beruflich nicht gebunden, so dass ich alle Zeit habe, solange es Gott gefällt.
    Mir stellt sich jetzt die Frage, kann ich ab den 01.03. laufen, oder soll ich auf Grund der hohen Inzidenz, besonders in Frankreich und Spanien, noch 2-3 Monate warten? Wenn ich loslaufen kann, wie muss meine Packliste mit dem nötigsten aussehen.
    Ich bin 66 Jahre und top fit. Hausarzt und Ernährungs-Mediziner und auch der Orthopäde befürworten mein Vorhaben. Ich sollte nur meinen eigenen Rhythmus finden.
    Es wäre schön, wenn du mir dazu einen Rat geben könntest, bevor ich noch weitere Fragen stellen kann.

    Mit lieben Grüßen
    Buen Camino Conny

    Antworten
    • Liebe Conny,
      das hört sich toll an. Die meisten Pilger die in Deutschland starten beginnen normalerweise im April. Falls das für dich auch später machbar ist, würde ich dir aus Gründen des Wetters zu einem späteren Start raten. Anfang März kann es durch Frankreich noch sehr kalt sein, üblicherweise kann es sogar noch vereinzelt unter 0 Grad sein. Wenn du beispielsweise am Jakobustag 25.7. in Santiago ankommen möchtest und für die gesamte Strecke 3 Monate kalkulierst, dann würde es sogar reichen am 25.4. zu starten.

      Übrigens sind es nur ca. 2.400 Kilometer, je nach Wegstrecke. Die Wegstrecke Osnabrück-Paris ca.700Km, über Paris-Tours-SJPdP (Via Turonensis) ca. 900Km und von SJPdP ca. 800Km bis Santiago.

      Zur Coronasituation kann man im Moment nicht viel sagen, dazu ist es noch zu früh. Die Restriktionen können sich jede Woche ändern. Vielleicht sieht es im März/April wieder ganz anders aus.

      Ich wünsche dir gutes Gelingen und viel Spaß bei deinen Vorbereitungen.
      Buen Camino
      Peter

      Antworten
  4. Lieber Peter,
    ich bin ca. 8 Monate auf dem Jakobsweg. Wie muss ich mich versichern lassen. Bei meiner Krankenkasse kostet die Reiseversicherung 900 € im Jahr. Vergünstigung schon enthalten. Starker Tobak finde ich.
    Liebe Grüße Conny.

    Antworten
    • Liebe Conny,
      schön, dass du 8 Monate auf den Jakobsweg gehen möchtest. Das Thema Versicherung ist allerdings nicht mein Spezialgebiet… ich kann dich da nur an entsprechende Test-Webseiten ohne Gewähr weiterleiten. Z.B. in der Suchmaschine den Begriff „vergleich auslandskrankenversicherung“ eingeben.
      Viel Erfolg und Buen Camino
      Peter

      Antworten

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