Der Rückblick auf die Pilgerstatistik 2023 kann in einem sehr kurzen Satz zusammengefasst werden:
Der Jakobsweg ist so populär wie nie zuvor!
Wieviele Pilger waren 2023 auf dem Jakobsweg unterwegs?
Im Jahr 2023 wanderten 446.035 Pilger aus der ganzen Welt in Spanien auf dem Jakobsweg. Der Anteil der Spanier lag mit 197.185 Pilger bei 44% aller Pilger.
2023 war das erste normale Jahr nach den Pandemie-Jahren und den beiden Heiligen Jahren 2021 und 2022, was zu spannenden Entwicklungen führte.
Animierte Zeitleiste 1999 bis 2023: Die Entwicklung der Jakobsweg Routen in Spanien
In dieser animierten Zeitleiste wurde der Camino Frances (blau) aufgeteilt in zwei Streckenabschnitte. 1. Abschnitt alle Pilger die von den Pyrenäen bis Sarria gepilgert sind und im 2. Balken alle Pilger die ab Sarria ihren Jakobsweg begonnen haben.
Das Gleiche gilt für den Camino Portugues (gelb) der ab getrennter Aufzeichnung des Camino Portugues da Costa ebenfalls aufgeteilt wurde in zwei Balken. 1. ab Porto durch das Landesinnere und 2. entlang der Küste.
2023: Ein Jahr der Veränderung und des Wachstums
Die Prognosen für 2023 waren von großer Spannung geprägt. Es stellte sich die Frage: „Wird es einen starken Rückgang an Pilgern geben, wie in den Heiligen Jahren zuvor, oder steigt die Pilgerzahl linear weiter an?“
Interessanterweise waren fast 40.000 Spanier weniger auf den Jakobswegen unterwegs, was hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass in einem Heiligen Jahr traditionell viele Spanier nach Santiago de Compostela pilgern.
Ein Jahr der Superlative
Das Jahr 2023 stellte für Galicien, ein Jahr der Rekorde dar. Mehr als 445.000 Pilger nahmen den Weg nach Santiago de Compostela auf sich. Diese Zahl übertrifft sogar die des Heiligen Jahres 2022.
Es war der Tag des 12. Novembers, an dem die 438.321. Compostela des Jahres vergeben und somit das Vorjahr erreicht wurde – ein eindrucksvoller Beleg für die anhaltende Anziehungskraft des Camino.
Die Bedeutung der Jahreszeiten
Das Jahr 2023 zeigte, dass die Pilgersaison sich nicht mehr nur auf die Sommermonate beschränkt. April und insbesondere der Monat Mai mit über 60.000 Pilger sind neue absolute Rekordzahlen.
Die Monate September und Oktober verzeichneten ebenfalls historische Pilgerzahlen, was auf eine erfolgreiche Entzerrung der Pilgersaison hindeutet. Diese Entwicklung ist von großer Bedeutung, da sie nicht nur hilft, Überfüllungen zu vermeiden, sondern auch, um den extremen Sommerhitzen auszuweichen.
Internationale Pilgerzahlen bleiben stabil
Erstmals nach einem Heiligen Jahr blieb die Zahl der internationalen Pilger stabil. Dies ist ein Indikator dafür, dass der Jakobsweg global an Bedeutung gewinnt und sich nicht nur auf das traditionelle Pilgerpublikum beschränkt.
Mehr als die Hälfte aller Pilger kamen aus dem Ausland, was den Camino zu einem globalen Treffpunkt der Kulturen macht.
Die Diversität der Nationalitäten – von den USA bis zu entlegenen Inseln wie Vanuatu oder Tuvalu – unterstreicht die universelle Anziehungskraft des Jakobswegs. Gleichzeitig war es das erste mal nach einem Heiligen Jahr, dass die internationalen Pilger nicht weniger wurden.
weitere Länder:
- Afganistan 574
- Bhután 3
- China 1.036
- Indonesien 1.979
- Iran 492
- Irak 121
- Russland 1.048
- Taiwan 2.513
- Ukraine 1.186
- Vietnam 35
Wieviele Frauen waren 2023 auf dem Jakobsweg?
In der Pilgerstatistik 2023 waren 203.529 Männer und 230.333 Frauen unterwegs nach Santiago de Compostela. Vor 12 Jahren lag der Anteil der Pilgerinnen noch bei 42%. Bis 2023 stieg dieser Anteil auf 53% an, was bedeutet, dass 26.804 mehr weibliche als männliche Pilger unterwegs waren.
Vergleich der Pilgerjahre 2023 zu 2022
Wie oben schon beschrieben begann die Pilgersaison ausgesprochen früh in 2023. Sowohl der April als auch Mai waren bereits neue Pilger-Rekordzahen. Dafür gab es eine Entlastung im Monat August im Vergleich zum Vorjahr. September und Oktober wiederum brachten ebenfalls Höchstwerte seit Aufzeichnung der Statistik.
Pilgerstatistik 2023: Die häufigsten Routen
Ein Trend hat sich auch im Pilgerjahr 2023 fortgesetzt hat:
Die Pilgerzahlen auf dem Camino Frances sind bis Sarria weiterhin stark rückläufig. Während die Anzahl der Pilger in Galizien und vor allem die letzten 100 Kilometer stetig zunimmt, leidet der traditionelle Camino Frances unter einem Rückgang der Pilger. Inzwischen gab es in 2023 nur noch 88.658 Pilger ab SJPdP bis Sarria, was einem Niveau des Jahres 2009 entspricht.
Vor allem in der Provinz Castilla y Leon machen sich die Jakobswegvereinigungen inzwischen Sorgen um den Rückgang der Pilger. Wären in den letzten Jahren vor allem Galizien den Jakobsweg als wirtschaftlicher Faktor betrachtet, spielt in der Regionalpolitik von Castilla y Leon der Jakobsweg keine allzu große Rolle.
Erst ab Sarria nimmt die Anzahl der Pilger stark zu.
Die am häufigsten gegangene Pilger-Route ist zwar immer noch der Camino Frances. Bei genauerer Betrachtung ist jedoch deutlich zu sehen, dass inzwischen knapp 132.000 Pilger erst ab Sarria den Camino Frances beginnen. Somit ist der ursprüngliche Pilgerhauptweg von den Pyrenäen bis Sarria mit knapp 89.000 Pilger deutlich geringer frequentiert.
Vergleich Camino Frances und Camino Portugues 2023
Weiterhin stabil ist der Camino Portugues, der nach dem Heiligen Jahr 2022 einen leichten Rückgang auf 88.717 Pilger zu verzeichnen hat. Damit hat der Camino Portugues erstmalig mehr Pilger als der klassische Camino Frances von SJPdP bis Sarria.
Anders ausgedrückt: Der Camino Portugues hat eine mehr als doppelt so hohe Pilgerdichte (bei 250 Kilometer), als der Camino Frances von den Pyrenäen bis kurz vor Sarria. Der Camino Portugues muss aufpassen, dass er nicht zu überlaufen wird bzw. nicht irgendwann ein gegenläufiger Trend einsetzen wird, ähnlich dem Camino Frances.
Der Küstenweg in Portugal ist der Gewinner in 2023. Mit 72% Zuwachs an Pilgern auf eine Rekordzahl von 52.746 hat er eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt, die erstmalig auch zu Engpässen bei den Übernachtungen geführt hat. Eine genauere Planung und Vorreservierung ist für den Camino Portugues da Costa in 2024 empfehlenswert.
die Beliebtesten Startorte in 2023
Der mit Abstand am häufigsten gewählte Startort ist Sarria auf dem Camino Frances mit 131.128 Pilger in 2023.
Zukunftspläne und Herausforderungen
Angesichts solch hoher Pilgerzahlen stellt sich die Frage, wie Galicien mit diesem Ansturm umgeht. Die Xunta de Galicia plant bereits für die Zukunft und arbeitet an einem Masterplan für die Jakobswege 2022-2027. Mit einem Budget von über 141 Millionen Euro sollen die Wege erhalten und für zukünftige Pilgerjahre vorbereitet werden.
Prognose für das neue Pilgerjahr 2024
Das Jahr 2023 hat mir gezeigt, dass der Camino lebendig ist – dynamisch, wachsend und sich ständig verändernd. Es ist ein Phänomen, das Menschen weltweit vereint, und ich bin gespannt, welche Entwicklungen die Zukunft für diesen historischen Pilgerweg bereithält.
Gerne hier noch meine Prognose für das neue Pilgerjahr 2024. Für mich war 2023 ein Jahr mit den besten Vorraussetzungen für die Pilger. Es spricht also nichts dagegen, dass auch in 2024 eine leichte Steigerung der Pilgerzahlen möglich ist.
Annahmen:
- Die Internationalisierung schreitet weiter voran
- Die spanischen Reiseanbieter bieten immer mehr geführte Pilgerreisen an
- Die Wege in Spanien werden weiter ausgebaut
Deshalb gehe ich unter diesen Annahmen davon aus, das wir in 2024 eine Pilgeranzahl von ca. 440.000 bis 460.000 Pilgernde erwarten können.
Über den Autor:
Peter Kirchmann wurde am 8.8.1964 in Überlingen am Bodensee geboren. Er reist leidenschaftlich gerne nach Spanien und ist den Jakobsweg mehrmals gelaufen. Das Erste Mal 1993 um Kunst, Kultur und Baudenkmäler zu fotografieren.
Sein Blog Jakobsweg-Lebensweg.de, informiert umfassend über den Jakobsweg und beinhaltet wertvolle Tipps zur eigenen Pilgervorbereitung. Er erzählt von Begegnungen auf dem Jakobsweg und die Möglichkeit, sich selbst wieder neu kennen zu lernen.
In seinem Podcast geht es um den Jakobsweg und wie du dabei Schritt für Schritt mehr Gelassenheit finden kannst. Er gibt abwechselnd Tipps zur Vorbereitung deines Jakobsweges, Geschichten und Pilgererfahrungen von ihm und anderen Pilgern.
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Animierte Zeitleiste 1990-2023:
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